Kommentar: Spritfresser müssen teurer werden

Auf das Umweltbewusstsein der Fahrer zu zählen, reicht nicht - jedes Gramm CO2 beim Autofahren emitiert wird, muss ordentlich kosten. Aber die Regierung zögert mal wieder.

Die neue Umweltliste des Verkehrsclubs Deutschland ist auf dem Markt. Wer will, kann sie beim nächsten Autokauf nutzen und die eigene CO2-Bilanz verbessern. So weit, so gut. Nur: Diese Liste ist keine neue Erfindung. Es gibt sie bereits seit 18 Jahren, inwieweit sie von Autokäufern genutzt wird, ist unbekannt. Ein Blick auf die Kohlendioxidemission neu verkaufter Pkws in Deutschland lässt ahnen: Der Kunde ist noch immer stärker an Image und Pferdestärken interessiert als am Verbrauch. Anders ist ein Durchschnittswert von 170 Gramm CO2 pro Kilometer nicht zu erklären.

Allein auf das Umweltbewusstsein der Verbraucher zu setzen, reicht also nicht. Die reagieren erst, wenn ökologische Argumente auch zu ökonomischen werden. Der Deutsche lässt sein Auto erst stehen, wenn der Spritpreis dramatisch steigt. Langfristig gibt es einen besseren Umweltschutz im Autoverkehr nur, wenn die Kosten für Spritschlucker wachsen und der Sparsame profitiert.

Den Rahmen dafür kann und muss die Politik setzen. Zum Beispiel innerhalb des Klimaschutzprogramms, dass auf der Kabinettsklausur in Meseberg auf den Weg gebracht werden soll. Diskutiert werden vernünftige Vorschläge. So soll die Höhe der Kfz-Steuer künftig abhängig sein vom CO2-Ausstoß. Doch die Bundesregierung legt sich schon vor der öffentlichen Debatte Fesseln an. Jedes Gramm CO2 soll gleich besteuert werden.

Dabei würden sparsamere Autos, die in der Anschaffung oft teurer sind als Standardfahrzeuge, attraktiver, wenn für PS-Protzer proportional mehr bezahlt werden müsste. Jedes Gramm, das über dem angestrebten EU-Grenzwerten liegt, müsste mit einem steigenden Zuschlag belegt werden. In anderen europäischen Ländern gibt es solche Zuschläge schon, die Bundesregierung lässt diese Chance ungenutzt.

Und auch beim Tempolimit bleibt sich Deutschland treu. Maximal 120 Stundenkilometer auf den Autobahnen würden dort rund neun Prozent CO2 einsparen - ganz ohne Steuerreformen und aufwendige Technik. Doch darüber wird in Meseberg gar nicht erst diskutiert.

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