Arbeitskampf: Stau an der Wursttheke

Rund 700 Mitarbeiter der Supermarktketten Extra und Reichelt legen für einen Tag die Arbeit nieder.

Nachvollziehbar sind die ver.di-Forderungen auf jeden Fall Bild: DPA

An der Wursttheke ahnten die Kunden den Streik. Eigentlich bedienen in dem "Extra"-Supermarkt an der Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg sechs Mitarbeiterinnen. "Momentan ist nur eine an der Theke zu sehen", sagt Susanne Brennig. Sie kümmert sich in dem Geschäft darum, dass die Regale immer aufgefüllt sind - und musste wegen des Streiks am Dienstag "deutlich" mehr arbeiten.

Sieben von Brennigs Kollegen sind dem Aufruf der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di gefolgt und haben einen Tag lang die Arbeit niedergelegt. Insgesamt beteiligten sich laut der Gewerkschaft rund 700 Mitarbeiter von 49 Reichelt- und 33 Extra-Filialen an dem Protest. Ver.di fordert 6,5 Prozent mehr Lohn für die insgesamt 60.000 Beschäftigten des Berliner Einzelhandels; außerdem sollen - anders als bisher von den Arbeitgebern geplant - die Zuschläge für Nacht- und Sonntagsarbeit erhalten bleiben.

Die Streikenden zogen von der Ver.di-Zentrale in Mitte in einem Protestzug durch die Innenstadt. Barbara Christian, seit 20 Jahren Mitarbeiterin bei der Reichelt-Filiale am Kaiser-Wilhelm-Platz, hat sich dem Streik angeschlossen, um vor allem für die Erhaltung der bisherigen Löhne zu kämpfen. "Arbeit muss bezahlt werden." Vieles wird laut Christian ersatzlos gestrichen. "Die Zuschläge werden uns weggenommen. Die Arbeitsplätze, die wegfallen, werden von den Filialen nicht neu besetzt. Wir arbeiten also immer mehr für weniger Geld - und das sehe ich nicht mehr ein." Für andere ist die Forderung nach mehr Gehalt entscheidend. "Alles wird teurer, deswegen wollen wir auch 6,5 Prozent mehr Gehalt", so eine Protestierende.

Die Auswirkungen des Streiks wurden unterschiedlich beurteilt. Ver.di ging von Beeinträchtigungen für die Verbraucher aus. "Der Streik wird seine Wirkung nicht verfehlen", sagte Ver.di-Verhandlungsführerin Erika Ritter. Ein knappes Drittel der zum Streik aufgerufenen 2.500 Angestellten hat sich an dem Protest beteiligt.

Nach Angaben der Arbeitgeber hatte der Streik hingegen keine Auswirkungen für die Kunden. Es sei kein Laden geschlossen worden, sagte Nils Busch-Petersen, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Berlin-Brandenburg. Er bezeichnete die Arbeitsniederlegung nach der zweiten Verhandlungsrunde als ungewöhnlich und nicht gerechtfertigt. "Wenn die Streikwoche beendet ist, können wir uns über einen neuen Verhandlungstermin verständigen", fügte Busch-Petersen hinzu. Ritter hingegen kündigte weitere Aktionen an und drohte mit einem "heißen Herbst".

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