IFA: Fernseher trifft Festplatte

Über 1.200 Aussteller versprechen brandheiße Neuigkeiten aus der Unterhaltungselektronik. Dabei kombinieren viele Geräte nur längst Bekanntes.

Die neuen Geräte können zwar vieles. Aber selbstreinigend sind sie noch nicht. Bild: AP

Die Werbung vor dem Messegelände am Funkturm kommt der Wahrheit recht nahe: Warum heißt die IFA eigentlich nicht Media Markt? Ja, warum eigentlich nicht. Vieles von dem, was ab heute in den Messehallen zu besichtigen sein wird, steht in irgendeiner Form schon in den Regalen von Elektronikmärkten: Flachbildschirme, MP3-Player, Navigationssysteme.

Die IFA ist nach Angaben der Veranstalter die größte Consumer-Elektronik-Messe der Welt und die bedeutenste Ordermesse für den Handel. Nicht-Fachbesucher können sich täglich von 10 bis 18 Uhr durch die Hallen schieben. Tickets kosten 13 Euro, ermäßigt 9,50 Euro. Ab 14 Uhr kommt man für 8 Euro rein. Familien wird der IFA-Besuch für 26 Euro für zwei Erwachsene und zwei Kinder ermöglicht. Kinder unter sechs Jahren erhalten freien Eintritt.

Doch ihre Existenzberechtigung bezieht die weltweit größte Messe für Unterhaltungs- und Informationstechnologie nun einmal daraus, Innovationen zu präsentieren. Seit zwei Jahren sogar im jährlichen Zyklus. Also wird der Begriff Innovation eher großzügig ausgelegt: "Es gibt viele Möglichkeiten, die eine Neuheit rechtfertigen", so Roland Stehle, Sprecher des Veranstalters, der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu).

Die Messegesellschaft freut sich jedenfalls über das Festival der Innovationen erster und zweiter Ordnung: Alle Hallen sind ausgebucht, und die Fachbesucher stehen schon im Vorfeld Schlange. Über 1.200 Aussteller werden sich und ihre Produkte in den sechs Messetagen präsentieren, rund 730 davon aus dem Ausland. "Zuwachs verzeichnen wir vor allem aus dem asiatischen Raum", sagt Messe-Geschäftsführer Christian Göke. In diesem Jahr fühle man sich mehr denn je den Fachbesuchern, also den Händlern verpflichtet.

Um die Gier nach immer neuen Produkten zu bedienen, kombiniert die Branche nach dialektischer Manier bekannte Systeme zu neuen Geräten: Konvergenz nennt sich dieser Trend. So werden Fernseher mit eingebauter Festplatte zu sehen sein, bei denen man bei laufender Sendung die Pause-Taste drücken, in die Küche gehen und später weitergucken kann.

Eine weitere auch nicht mehr ganz so frische Innovation sind Fernseher mit hochauflösenden Bildtechniken. Mit der HD-Technik können mehr als 3 Millionen Bildpunkte erzeugt werden. Die glasklaren Bilder wurden zwar auch schon auf vergangenen Messen angepriesen. "Aber das sind Umwälzungen, die ihre Zeit brauchen", meint Michael Bobrowski, Medienexperte beim Bundesverband der Verbraucherzentralen. Bisher habe die Technik kaum Marktrelevanz.

Bis es soweit sei, müssten noch einige Investitionen getätigt werden - angefangen bei der Produktion entsprechender Sendungen bis hin zum HDTV-kompatiblen Fernsehgerät. Ähnlich wie bei der Einführung des Farbfernsehens vor 40 Jahren, müssen alle, die die gestochen scharfen Bilder sehen wollen, einen entsprechenden Fernseher kaufen. Die Unterhaltungsindustrie rechnet mit bis zu 55 Millionen auszutauschenden Geräten.

Deshalb kritisiert gfu-Chef Rainer Hecker unumwunden: "Es gibt zu wenig HD-Fernsehangebote." Das müsse sich ändern, allein der nationalen Ehre wegen: "Es gilt den Rückstand im Gesamtmarkt, den wir gegenüber anderen Ländern haben, aufzuholen und eine Spitzenposition zu gewinnen." Auch die Verbraucher könnten einiges dazu tun: sich etwa Camcorder mit HD-Technik anschaffen und schon mal selbst Filme für den Hausgebrauch drehen.

Glücklicherweise sei die Geiz-ist-geil-Mentalität abgeklungen, inzwischen gäben die Leute rund 20 Prozent mehr für Unterhaltungselektronik aus als im Vorjahr, konstatiert Hecker. Auch die Bildschirme würden immer größer. Und diese sind der Haupttreiber beim Umsatzwachstum.

Wer nicht nur die hochgetunte Gegenwart sondern in die Zukunft des Medienzeitalters blicken will, kann sich im Technisch-Wissenschaftlichen Forum umtun. Hier präsentiert zum Beispiel das DAI-Labor der Technischen Universität seine smartbot aus - intelligente Roboter. Smart Energy Assistants etwa, die die Raumtemperatur, Belüftung und Beleuchtung je nach den Bedürfnissen der Bewohner regulieren. Damit ließe sich bis zu 30 Prozent Energie sparen, erläutert Plamen Simeonow vom DAI-Labor.

Auch Roboterhund "AIBO" ist zu sehen, der mit Kindern spielt und die Bilder der spielenden Kleinen den besorgten Eltern aufs Handy schickt. Er basiert auf einer Technik von Sony und war schon bei der langen Nacht der Wissenschaften ein Publikumsliebling. Auch er ist also nicht mehr der frischste.

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