Eishockey: Comeback am Rhein

In der kommenden Saision der Deutschen Eishockey-Liga gilt die Düsseldorfer EG als Titelanwärter. Der ehemalige Pleiteklub hat etliche Sponsorenmillionen investiert.

Metro sei dank - die DEG ist wieder wer. Bild: dpa

Der Mann liebt das frühe Aufstehen. Und so sitzt Slavomir Lener, 52, Trainer der Düsseldorfer EG, seit Wochen schon um acht Uhr morgens in seinem Büro am Computer. Er sichtet DVDs seiner Spieler und tüftelt an den Reihen. Wer mit wem? Wer im Powerplay? Wer in Unterzahl? In der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) geht es inzwischen fast so modern zu wie im von den Digital-Enthusiasten Löw und Klinsmann geprägten Fußball. Lener will einfach nichts dem Zufall überlassen. Er hat eine Mission zu erfüllen: Die DEG soll in diesem Jahr endlich einmal wieder Deutscher Eishockeymeister werden. Der letzte der acht Titel liegt schon elf Jahre zurück. Lener, der die Nachfolge des Neu-Eisbären Don Jackson angetreten hat, hat seine Aufgabe verinnerlicht: "Neben Mannheim wird meine Mannschaft ein gewichtiges Wort mitsprechen, wenn es um die Meisterschaft geht", sagt der Coach.

Gleich am Freitagabend im ersten Spiel der DEL-Saison 2007/2008 muss Düsseldorf gegen die Adler Mannheim, Doublegewinner 2007, antreten - im 2006 eröffneten Düsseldorfer Mehrzweck-Dome, der neuen schicken DEG-Heimat. Überhaupt spielt Geld kaum noch eine Rolle in Düsseldorf. Der einst bankrotte Klub hat seine Schulden von etwa 8,5 Millionen Euro in diesem Jahr endlich abbezahlt. Man hat es ja schon fast vergessen: Die DEG war 1997 pleite, stieg ab und kehrte 2000 in die DEL zurück. Von den Altlasten befreit, kann der Klub nun fröhlich investieren: Ihren Saisonetat hat die DEG dank Sponsor Metro um etwa 200.000 Euro auf 7,7 Millionen aufgestockt. Da können nur die Mannheimer mithalten, die dank des noch großzügigeren Geldgebers SAP schon seit Jahren im Geld schwimmen und weiterhin mit acht Millionen Euro planen können. In einer Umfrage unter den DEL-Trainern wurde Düsseldorf zum zweiten Anwärter auf die Meisterschaft erklärt - hinter Mannheim.

Allem Anschein nach hat DEG-Manager Lance Nethery, einer der erfahrensten Männer in der DEL, das Geld ganz klug investiert. Mit Lener verpflichtete er einen tschechischen Weltmeister und Olympiasieger, der Tschechiens Nationalteam trainiert hat und in der NHL in Florida und Calgary als Assistant-Coach Erfahrungen sammeln konnte. Nethery achtete beim Einkauf der Spieler darauf, Anpassungsprobleme möglichst zu vermeiden. Deshalb holte er nur Profis, die bereits in Europa gespielt haben. Ob Andy Hedlund, Peter Ratchuk, Brandon Reid, Robert Kantor oder Jamie Wright - die neuen Düsseldorfer sind an die große europäische Eisfläche gewöhnt. So sollten es die Düsseldorfer sogar kompensieren können, dass mit Daniel Kreutzer (Pfeiffersches Drüsenfieber) und Tore Vikingstad (Schulter) zwei der besten Stürmer der Vorsaison beim Auftakt fehlen werden. Für Düsseldorf spricht die neue Tiefe im Kader, die DEG kann mühelos vier komplette Blöcke aufbieten.

Ob allerdings ein tschechischer Trainer ein hauptsächlich aus Nordamerikanern und Deutschen bestehendes Team so ganz einfach in den Griff bekommen wird, gilt in Düsseldorf als eine der interessantesten Fragen des Jahres. Als Bindeglied zwischen Mannschaft und Trainer soll Assistent Mike Schmidt, 46, fungieren, der sich in Düsseldorf gut auskennt. Vier seiner sechs Meistertitel holte der ehemalige Nationalverteidiger in den 90er-Jahren mit der DEG. Nun ist er erster Linie für das Coaching der Abwehrspieler zuständig.

Ein Problem, das die DEG in der neuen Spielzeit dringend lösen will, sind die schlechten Zuschauerzahlen; nur 7.700 Besucher kamen 2006/2007 im Schnitt zu den Spielen in die 13.400 Zuschauer fassende Halle. Es macht keinen Spaß, vor halb leeren Rängen zu spielen, und so beauftragte die DEG eine Agentur, die in der Stadt und im Umland auf Plakaten Reklame für Eishockey in Düsseldorf machte. Das Motto der Kampagne: "Großer Sport und Gänsehaut". Was soll da noch schiefgehen?

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