Umfrage: Nur zwölf Prozent lieben ihren Job

Eine Umfrage im Auftrag der Gewerkschaften zeigt: Jeder Dritte gibt seinem Arbeitsplatz die Note fünf. Vor allem wer schlecht verdient, ist unzufrieden.

Die meisten Beschäftigten unzufrieden mit Arbeitsbedingungen Bild: dpa

Nicht jeder, der eine Arbeit hat, ist glücklich damit. Im Gegenteil: Die meisten Beschäftigten in Deutschland sind unzufrieden mit ihren Arbeitsbedingungen. So lautet das Ergebnis einer Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. So sind nur zwölf Prozent der Befragten rundum zufrieden mit ihrem Arbeitsplatz, 54 Prozent liegen im Mittelfeld und mehr als ein Drittel, nämlich 34 Prozent, bewerten ihren Arbeitsplatz als mangelhaft. Vor allem Geringverdiener sind frustriert.

"Wer kann die Arbeitsbedingungen am besten beurteilen, wenn nicht die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer selbst?", fragt Michael Sommer, DGB-Vorsitzender im Vorwort zur ersten Studie. Insgesamt wurden 6.800 Beschäftigte befragt - aus allen Regionen, Branchen, Einkommensgruppen und Arbeitsverhältnissen. Die Arbeitnehmer mussten Auskunft über ihr Einkommen, ihre Arbeitszeiten, die körperlichen Belastungen oder ihre Aufstiegsmöglichkeiten geben. Die Untersuchung "Gute Arbeit" soll jetzt jedes Jahr erscheinen und damit auch Vergleichsmöglichkeiten über die Entwicklung der Arbeitsbedingungen bieten.

Nur 37 Prozent geben an, dass sie von ihrem Einkommen sehr gut leben können. Für 50 Prozent der Befragten reicht das Einkommen gerade mal aus, für 13 Prozent gar nicht. Erschreckend hierbei: Arbeitnehmer, die ihr Einkommen ohnehin als zu gering ansehen, berichten deutlich öfter von großen gesundheitlichen Belastungen, respektlosem Umgang und fehlenden Aufstiegschancen. Das sei ein weiterer Beleg für die "miesen Bedingungen im Niedriglohnsektor", sagte Sommer. Er kündigte an, weiter für einen Mindestlohn und gegen die Rente mit 67 zu kämpfen. "Der berufliche Alltag in Deutschland ist geprägt von Arbeits- und Zeitdruck, körperlich einseitiger oder schwerer Arbeit sowie emotionalen Belastungen", sagte Sommer. "Das Ergebnis kann niemand zufriedenstellen."

Nur jeder zweite Beschäftigte geht davon aus, dass er seine jetzige Arbeit unter den momentanen Bedingungen bis zum Rentenalter ausüben kann. Auch hier gilt: Je besser die Arbeitsbedingungen sind, desto größer ist die Zuversicht der Beschäftigten, dass sie bis zum gesetzlichen Rentenalter arbeiten werden. IG-Metall-Chef Jürgen Peters sagte, die Leiharbeit weise den höchsten Anteil an "schlechter Arbeit" auf. Hier bewerten mehr als die Hälfte ihre Situation als negativ. Deswegen sei es höchste Zeit, in den Betrieben wieder die Qualität der Arbeit in den Mittelpunkt zu rücken, forderte Peters.

"Nicht die Ansprüche der Menschen sind gestiegen, sondern der Druck auf die Arbeitnehmer, mehr zu leisten und weniger Ansprüche zu stellen", erklärte Klaus Kock, Sozialwissenschaftler am Landesinstitut Sozialforschungsstelle in Dortmund. Auch Kock setzt sich für einen gesetzlichen Mindestlohn ein. "Dieser könnte die Abwärtsspirale stoppen. Dann würden die Menschen auch wieder mehr Sicherheit bekommen, zumindest was das Einkommen betrifft", sagte Kock und schiebt hinterher: "Der Lohn darf nicht nur dem Markt überlassen werden. Denn es geht hier nicht nur um die Wirtschaft, sondern auch um ein menschenwürdiges Leben der Arbeitnehmer und um einen angemessenen Lebensstandard."

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