die wahrheit: Neues aus Neuseeland: Kein Sex für braune Riesinnen

Versuche mal, mit einem Durchschnittskiwi zu flirten. Entweder wird der arme Mann ganz rot vor Schreck, denn er hat einst beste Privatschule nach britischem Vorbild genossen ...

... mit Prüderie als Hauptfach und Prügel fürs Onanieren. Oder er kippt sein Bier in einem Zug herunter, gibt einen Grunzlaut von sich, greift nach seiner Keule und zieht dich an den Haaren in die nächste Höhle. So oder so, es bleibt unvergesslich.

Wer sich beschwert, dass Deutsche keinen Sinn für Erotik besäßen, der hat noch nie einen Fuß auf diese Seite der Südhalbkugel gesetzt. Schlimmer ist es wahrscheinlich nur noch in Australien. Im Outback gilt es als gekonnte Anmache, wenn man laut rülpst oder furzt, sobald eine "Sheila" die Kneipe betritt. Im Land der Kängurus wird laut "Google Trends" am häufigsten auf der Welt das Wort "porn" in Internet-Suchmaschinen eingetippt. Am zweithäufigsten googeln die Kiwis nach Pornografie. Kein gutes Zeichen.

Noch bedenklicher ist, dass in Neuseeland weltweit am häufigsten "cats", "horses" und "make bombs" eingegeben werden. Wenn da mal nicht ein Volk kollektiv seine unterdrückten sexuellen Fantasien auslebt! Verklemmung treibt wundersame Blüten, besonders im Agrarbereich.

Besonders pervers: der Fall des Speichelleckers, der gerade vor Gericht verhandelt wurde. Jared Simmonds, 28-jähriger Pflücker auf einem Weingut, hatte ein siebenjähriges Mädchen belästigt. Er bat sie, in einen Plastikbecher zu spucken, nachdem er ihr ein Kaugummi zusteckte. Die Speichelprobe sei für "eine Untersuchung". Mit dem gleichen Trick hatte er zuvor schon anderen Kindern Spucke geraubt. Abgründe tun sich da im erotischen Niemandsland auf. Japaner lassen sich wenigstens gebrauchte Slips von Teenagern per Post zuschicken. Wenn schon abartig, dann mit Stil. Oder Odeur.

Freundin Malia ist Samoanerin aus Christchurch, der englischsten Stadt der Welt außerhalb Englands. Sie schreibt preisgekrönte Gedichte, in denen das Wort mit den drei Buchstaben vorkommt - ziemlich unerhört in der Südsee. Malia ist eine üppige Riesin, mit schönstem Schwarzhaar, wiegenden Hüften, und obendrein auch noch schwanger. Der Kindsvater war eine kurze Affäre am Rande. Hormonbedingt verlangt ihr fruchtbarer XL-Leib auch kurz vor der Niederkunft nach Stimulation. Aber es ist ein Kreuz mit der körperlichen Liebe. "Finde hier mal einfach jemanden, mit dem man ins Bett gehen kann", seufzt Malia, Hand auf dem Bauch. "Per Anhalter an den Südpol zu kommen ist leichter."

Früher hat sie das Problem gelöst, indem sie zu Literaturfestivals nach Afrika und Arabien reiste. "Da schauen dich die Männer wenigstens an, wenn du dunkel und rund bist." Eine echte Lücke im Paarungsbetrieb sei das - wenn doch all die "big brown girls" aus Polynesien wüssten, wie hoch ihr Marktwert auf der anderen Seite des Erdballs ist!

Ansonsten bleibt libidinösen Kiwis nur noch der Swinger-Club. Das edelste Etablissement dieser Art in Auckland gehört einem Deutschen. Und auch der einzige FKK-Verein des Landes ist fest in germanischer Hand. "Völlig unerotisch" ginge es dort zu, beteuern die Betreiber. Man passt sich halt an.

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Anke Richter ist Wahrheit-Kolumnistin, Buch-Autorin und Mitglied von Weltreporter.net in Neuseeland. Zuletzt erschien von ihr die Auswanderersatire "Was scheren mich die Schafe. Unter Neuseeländern - Eine Verwandlung" (Kiepenheuer & Witsch).

ist die einzige Satire- und Humorseite einer Tageszeitung weltweit. Sie hat den ©Tom. Und drei Grundsätze.

kari

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