Sudan: Zankapfel Darfur

Jimmy Carter streitet mit der Polizei des Sudans. Der UN-Sicherheitsrat streitet über einen Angriff auf die AU-Truppe. Und ein AU-General ist genervt.

Mit den Dorfbewohnern von Kabkabiya sprach Carter noch ganz ruhig. Mit Sicherheitskräften im Dorf legte er sich später lautstark an. Bild: ap

KABKABIYA/NEW YORK ap/afp/taz Auf einer Erkundungsreise in Darfur hat sich der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter auf eine hitzige Kontroverse mit Sudans Polizei eingelassen. Der 83-Jährige lieferte sich am Mittwoch ein lautstarkes Rededuell mit dem Sicherheitschef der Stadt, Kabkabiya, der ihn an einem Treffen mit Vertretern der Flüchtlinge in dem Ort hindern wollte. Er war bis zu einem Schulgebäude gekommen und wollte weitergehen, als ihm der Sicherheitsdienst mit den Worten "Da können Sie nicht hin, das steht nicht auf dem Programm!" den Weg versperrte. "Wir gehen trotzdem!", brüllte Carter zurück, und eine Menschenmenge versammelte sich. Sicherheitsbeamte der USA und Soldaten der Afrikanischen Union (AU) bemühten sich um Vermittlung. Als Kompromiss wurde ein Treffen an einem anderen Ort vereinbart.

Carter besucht Sudan als Teil einer Delegation von "Elder Statesmen" unter Leitung des südafrikanischen Erzbischofs Desmond Tutu. Während Tutu das Flüchtlingslager Otash in Süd-Darfur besuchte, flog Carter in die Stadt Kabkabiya, um dort eine Einrichtung des UN-Welternährungsprogramms WFP zu besuchen und dort Flüchtlinge zu treffen. Als die Flüchtlingsvertreter nicht am Treffpunkt erschienen, machte sich Carter auf den Weg, sie zu suchen, wobei es zu dem Zwischenfall kam.

Die Konfrontation zeigte, wie groß die Spannungen in Darfur jetzt sind - vor allem nach dem blutigen Angriff mutmaßlicher Rebellen auf eine Militärbasis der Friedenstruppe der Afrikanischen Union (AU) in Haskanita am vergangenen Wochenende. Der UN-Sicherheitsrat verurteilte den Angriff, der 10 Tote unter den AU-Soldaten forderte, in einer Erklärung am Dienstag, nachdem er sich am Montag nicht hatte einigen können. Ursprünglich hatte unter anderem Russland eine explizite Verurteilung der Darfur-Rebellen gefordert. Die Erklärung fordert jetzt lediglich die Ermittlung und Bestrafung der Täter. Darfurs Rebellengruppen haben sich sämtlich von dem Angriff distanziert.

Die AU-Truppe selbst hat jetzt aber offensichtlich die Geduld verloren. "Wir sind in der Unterzahl und schlechter bewaffnet, und man kann uns sehr leicht überrollen", schimpfte AU-Truppenkommandant Martin Luther Agwai aus Nigeria am Dienstag in El-Fasher, als dort die Tutu-Delegation von "Elder Statesmen" vorbeikam. Er rechne dieses Jahr nicht mit einer Verbesserung. Nigerias Regierung musste hinterher klarstellen, sie denke nicht an einen Rückzug.

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