Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Dass Angela Merkel so erfolgreich ist, kann an der SPD nicht liegen. Denn die findet wahlweise Gerhard Schröder, seine Agenda oder Parteichef Kurt Beck doof. Daran ändern auch Lokführer nichts.

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht letzte Woche?

Friedrich Küppersbusch: Neue Radrundstrecke in Bochum. Herrschaften, 3 Meter breit, 10 Kurven auf 700 Meter - so gehts ja nun gar nicht.

Was wird besser in dieser?

Viele nette Gesichter aus Bochum wieder auf der Dortmunder Radrundstrecke.

Kurt Beck will, dass ältere Arbeitslose länger Geld bekommen. Ist das der Bruch mit Schröders Agenda 2010?

Es ist der Bruch mit der Vertretung seiner Partei in der Bundesregierung.

Beck lobt Schröders Reformen über den grünen Klee - und will sie korrigieren. Kann das klappen?

Merkel fand Schröders Reformen unter aller Sau - und seit sie sie verwalten darf, ist alles supi. Ist das gerecht? Vom Ende her betrachtet: Merkel ist irgendwie erfolgreich, und an den Sozis kanns nicht liegen, denn die finden wahlweise Schröder, seine Agenda oder Beck doof. Das hätte sich die klügste CDU-Werbeagentur nicht schöner ausdenken können.

Die Grünen sind dabei, sich von Fischers interventionistischer Außenpolitik zu verabschieden, Becks SPD entsorgt still und leise Schröder. War Rot-Grün nur ein Fehler?

Rot-Grün wäre super, Schröder-Fischer war fehlerhaft. Nicht insgesamt ein Fehler, denn die beiden haben ja mit der Absage an die interventionistische US-Politik immerhin sogar eine Wahl gewonnen. Aber halt nichts draus gelernt. Die Grünen können relativ unfallfrei zu ihren sinnstiftenden Werten zurückkehren. Fischer müsste ja wieder einen Überjob anschleppen (EU-Außenminister?) und wieder die Partei erpressen, dass sie dafür eine Grundüberzeugung opfern müsse. Nur, wer wollte Fischer als EU-Außenminister? Merkel? Münte? Eben. Bei der SPD heißt der bleibende Schaden Die Linke, und bisher erkenne ich nicht mal eine Strategiedebatte - ausgrenzen oder eingemeinden? Die sind noch beim Ignorieren.

SPD-Minister Tiefensee will weiterhin die Bahn unbedingt privatisieren und an die Börse bringen. Ist das sinnvoll ?

Der staatliche Charakter der Bahn stammt aus einer Zeit, als sie ein zentrales Mittel der Wirtschaftspolitik war: Rohstoffwege, Industriegebiete erschließen und so fort. Heißt: Hätten wir heute eine vor 20, 30 Jahren einigermaßen schmerzfrei privatisierte Bahn, wir müssten über deren Verstaatlichung reden. Heute ist Verkehrspolitik das ökologische Schlüsselinstrument. Wer sagt es Tiefensee?

Die SPD-Linke favorisiert die Idee einer breiten Streuung der Bahn-Aktien, einer Art Volksaktie. Kann das funktionieren?

Klar, der Begriff kam zur Verbörsung des gleichnamigen Volks-wagen-Konzerns auf, und das Ergebnis ist, dass VW heute Porsche gehört. Porschefahrer mit "Wir sind das Volk"-Aufklebern, thats mighty soziale Marktwirtschaft. Nein, eine Bahn-Aktie ist am Rand des Betrugs: Die Bevölkerung hat einmal als Steuerzahler und ein zweites Mal als Bahnkunde alles bezahlt, was die Bahn heute an Werten darstellt. Mehdorn möchte etwas verkaufen, was ihm nicht gehört. Und noch sizilianischer Meh-Don möchte es an die rechtmäßigen Besitzer verkaufen.

Was müsste die Bahn tun, um mehr Leute zum Verzicht aufs Auto und Fliegen zu bewegen?

Zwischen Ruhrgebiet und Hamburg gibt es heute keine Flugverbindungen mehr, weil die Bahn in 2 Sunden in Bremen und in nicht ganz 3 Stunden in Hamburg ist. Da muss man schon umgekehrt fragen, wie betrunken die Luftfahrt-Lobbyisten waren, nachdem klar war, dass der Transrapid nicht von Köln nach Berlin gebaut wurde.

Die Lokführer-Gewerkschaft will weiter streiken - für 31 Prozent mehr Lohn. Zu Recht?

Beim grenzüberschreitenden Hochgeschwindigkeitszug wechseln sich deutsche mit französischen Lokführern ab, die noch mal deutlich über 31 Prozent plus verdienen. Auf dem nämlichen Zug mit der nämlichen Arbeit. Das Dumme an der Jim-Knopf-Gewerkschaft ist nicht diese leicht angreifbare, aber berechtigte Forderung, sondern der Egoismus, einen "Wir sind was Besseres"-Tarifvertrag durchzusetzen gegen die Interessen weniger drohfähiger KollegInnen.

Und was macht Borussia Dortmund?

Bestraft Bochum für siehe oben.

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