Neue "Umwelt-Policy": Volvo baut nicht mehr mit Atomstrom

Der Lkw-Hersteller lässt seine Fabrik nur noch mit erneuerbarer Energie versorgen. Doch die Gewerkschaft hält das für einen PR-Trick

Bild des Kraftwerks Forsmark, das mit einem Störfall im Juli 2006 für Schlagzeilen sorgte. Bild: dpa

STOCKHOM taz Ab 1. Januar 2008 kauft Volvo keinen Atomstrom mehr. Der schwedische Lkw-Hersteller, mit seinen Fabriken einer der Top-Elektrizitätsverbraucher im Land, hat neue Verträge geschlossen, die nur noch die Lieferung von Strom aus erneuerbaren Quellen vorsehen. Dazu gehöre, so der Volvo-Umweltchef Inge Horkeby, Atomstrom wegen der begrenzten Ressource Uran jedenfalls nicht: "Bei Kernkraftstrom stellen sich darüber hinaus auch andere Fragen: speziell das nicht gelöste Müllproblem. Das passt nicht zu der neuen Umwelt-Policy, die wir uns geben wollen."

Statt Atomstrom wird nun in der Lkw-Fabrik vor allem Elektrizität aus Wasserkraft zum Einsatz kommen. Was Horkeby ebenfalls nur als vorübergehende Lösung sehen möchte: "Wir wollen keinesfalls einen Ausbau der Wasserkraft." Er hofft, dass bald vor allem Windenergie in ausreichendem Umfang zur Verfügung steht. Und verweist auf die Volvo-Fabrik im belgischen Gent: "Dort haben wir auf dem Fabrikgelände drei Windkraftwerke gebaut, die für die Hälfte des Stromverbrauchs stehen. Der Rest kommt aus grünem Strom. Die Wärme bekommen wir aus Solarzellen und Biomasse. Gent ist unsere erste Fabrik mit CO2-neutraler Fahrzeugproduktion."

Schwedens Industrie war bislang einer der besten Lobbyisten für die Atomstromkonzerne. Der Schritt Volvos löste deshalb nicht nur Aufsehen in den Medien aus, auch der Industrieverband reagierte umgehend. "Wir brauchen auch in Zukunft die Kernkraft", ließ er in einer Stellungnahme verlauten: "Ein Verzicht darauf ist unrealistisch."

Auch die Gewerkschaften sehen aufgrund des Volvo-Ausstiegs keinen Grund, ihre Pro-Atomkraft-Linie zu überdenken. Die Industrie brauche den billigen Atomstrom, erklärte Per Öhman für die Metallarbeitergewerkschaft, außerdem seien die schwedischen Reaktoren schon mit Rücksicht auf das Klima unersetzlich: "Das Ganze sieht mir sehr nach einem PR-Trick von Volvo aus, das sich ein grünes Mäntelchen geben will."

Tatsächlich steht der Lkw-Verkehr derzeit für die größten Steigerungsraten beim schwedischen CO2-Ausstoß. Volvo hat zwar die Ambition, möglichst bald weniger durstige Modelle zu liefern. Doch dürfte es noch Jahre dauern, bis die auf den Markt kommen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.