Familiendoku über dunkelhäutigen Armeemusiker: Am Anfang war das Bild

Ein Gemälde zeigt einen dunkelhäutigen Preußen in Uniform, eine blonde Frau im Arm. "Preußisches Liebesglück" rekonstruiert die Geschichte dieses Mannes. (Freitag, Arte, 22.10 Uhr)

Dieses Gemälde löst sowohl ein Buch, als auch eine Filmdoku aus. Bild: rbb

Ein Hingucker ist das Bild "Preußisches Liebesglück" im Deutschen Historischen Museum auf jeden Fall - zeigt es doch einen afrikanischstämmigen Mann in preußischer Uniform, in seinen Armen eine blonde Frau.

Das Berliner Museum kaufte das Porträt vor 15 Jahren, über die Hintergründe wusste man seinerzeit wenig. Gorch Pieken, damals wissenschaftlicher Mitarbeiter des Hauses, heute am Militärhistorischen Museum in Dresden, begann eine akribische Recherche. Das Ergebnis: Der abgebildete Mann hieß Gustav Sabac El Cher, war Preuße in zweiter Generation und ein populärer Militärmusiker. Vielleicht himmelt ihn die unbekannte junge Frau deshalb so an.

Gustavs Vater war dem preußischen Prinzen Albrecht bei einer Ägypten-Expedition von Vizekönig Mehmad Ali "geschenkt" worden. Wie der damals Siebenjährige aus der nubischen Wüste nach Kairo gekommen war, ist nicht zu rekonstruieren. Sein weiterer Weg ist aber dokumentiert. Er bekam den Namen August Albrecht Sabac El Cher und blieb bis zu Albrechts Tod knapp 30 Jahre später dessen persönlicher Leibdiener. Dann stieg er zum Silberdiener am Preußischen Hof auf und zog mit Frau Anna und den Kindern Gustav und Elisabeth in das Neubauviertel Kreuzberg.

Gorch Pieken hat die Geschichte der Familie bis in die Gegenwart verfolgt. Mit Cornelia Kruse ist daraus das mit Liebe zum Detail recherchierte Buch "Preußisches Liebesglück. Eine deutsche Familie aus Afrika" (Propyläen Verlag) entstanden, mit Dokumentarfilmer Sönke el Bitar der gleichnamige Film.

Gustavs Söhne Herbert und Horst schlugen ebenfalls eine Musiker-Laufbahn ein. Ihre dunklere Hautfarbe war in den jazzbegeisterten Zwanzigerjahren, zumindest beruflich, kein Nachteil - ähnlich wie für ihren Vater, der als dunkelhäutiger Armee-Musiker in einer respektierten Tradition stand.

Auf diesen "öffentlichen" Strang der Familiengeschichte konzentriert sich der Film. Zum einen wohl, weil der Werdegang der Musiker besser in Bildern rekonstruierbar ist. Zum anderen vielleicht, weil man die Geschichte der Sabac El Chers als Integrationsgeschichte lesen kann - zumindest bis die Nazis an die Macht kamen. Das vielschichtigere Buch verknüpft die individuellen Biografien stärker mit der Kultur ihrer Zeit und folgt dem Zweig der Familie, der im Film kaum Erwähnung findet: den Nachkommen von Gustavs Schwester Elisabeth. Während das Buch offen lässt, welches Fazit man aus den an Widersprüchen reichen Schicksalen der Sabac El Chers ziehen kann, wirken sie im Film vor allem wie Belege für eine erfolgreiche Integration.

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