Öffentlich-Rechtliche streiten mit Privaten: Programmbegleitend ist Alles
Bei den Münchner Medientagen streiten die Öffentlich-Rechtlichen und die Privaten weiter um den Onlineausbau. Das bringt wenig Ergebnisse, ist aber ganz unterhaltsam.
MÜNCHEN taz Am Ende stand wieder mal die Erkenntnis, dass der große Erkenntnisgewinn ausbleibt, wenn vierzehn Menschen mit unterschiedlichen Meinungen auf einem Podium sitzen und, nacheinander aufgerufen von Helmut Markwort, knapp zwei Stunden Zeit bekommen, die Welt zu retten. Aber so viel muss man ihnen lassen: Amüsant ist es.
Es saßen da, unter anderen: Hubert Burda, Hubert-Burda-Vorstandschef. Jürgen Doetz, Präsident des Verbands Privater Rundfunk und Telemedien. Anke Schäferkordt, RTL-Geschäftsführerin. Fritz Raff, ARD-Vorsitzender. Markus Schächter, ZDF-Intendant. Und Günther Beckstein, Bayerns Ministerpräsident, der sich in seiner Eröffnungsrede zu den Münchner Medientagen zuvor erst mit der Undurchschaubarkeit der neuen Medienangebote befasst (Kurzzusammenfassung: "Digitalradio, HDTV, DVB H - Jesusmaria, was es alles gibt") und dann "eine Grundsatzdebatte" gefordert hatte: "Wie weit geht der öffentlich-rechtliche Auftrag?"
Die Debatte folgte. Ergebnis, nachdem das Thema schon seit Wochen auf jedem wichtigwichtig medienpolitischen Hintergrundbesäufnis rauf- und runtergenudelt wird: Sie wird weitergehen. Im Kern geht es darum: ARD und ZDF, von Gebühren finanziert, wollen ihre Internetangebote ausweiten. Raff (ARD) sagt: "Warum sollen wir nicht verstärkt Nachrichten bringen?" Man sei "publizistisch in der Pflicht". Schächter meint, das Fernsehen der Zukunft spiele im Internet. "Wenn wir diese Zukunft nicht vorbereiten - wo stehen wir?" ARD-Raff wiederholt das Angebot, den Privaten gebührenfinanzierte Inhalte zur Verfügung zu stellen, etwa die 100-Sekunden-"Tagesschau". Doch Anke Schäferkordt von RTL will die gar nicht und bügelt Raffs Angebot mit einer Vehemenz aus der Runde, dass man beinahe Mitleid bekommt - so eindeutig blöd wirkt das Angebot ja schließlich nicht.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) hatte ARD und ZDF am Montag explizit zur Selbstbegrenzung ihres Digitalangebots und im Internet aufgefordert und vom Ausbau der digitalen Spartenkanäle abgeraten. Gestern sangen auch Hubert Burda und Jürgen Doetz mit: Burda kritisierte ARD und ZDF für ihre Ratgeberrubriken, die seinen Blättchen Konkurrenz machen. Schächter: Das sei programmbegleitend. Konter Burda: "Ach, alles bei euch ist programmbegleitend!" Gelächter im Publikum. Unterhaltungsauftrag erfüllt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!