GDL streikt unbeschränkt: Alle Räder stehen bald still
Mittwoch Mittag der Güterverkehr, Donnerstag früh die Personenzüge. Dieses Mal steht kein Gericht im Weg. Die Lokführer streiken - und das bis Samstag früh.
BERLIN taz Im Tarifkonflikt zwischen der Deutschen Bahn AG und der Lokführergewerkschaft GDL wird es ernst. Die Gewerkschaft kündigte einen befristeten Ausstand für Mittwoch, Donnerstag und Freitag an. Erstmals sollen Güter-, Fern- und Regionalverkehr gleichzeitig bestreikt werden. Für Reisende heißt das: Sie müssen sich im gesamten Land auf erhebliche Behinderungen im Bahnverkehr einstellen; und auch auf den Straßen wird es voller, da viele Pendler auf das Auto umsteigen.
Los geht es mit dem Streik am Mittwochmittag um 12 Uhr. Zunächst wird die GDL den Güterverkehr lahmlegen. Am Donnerstagmorgen um 2 Uhr wird dann auch bundesweit der Fern- und der Regionalverkehr in den Ausstand einbezogen. Der Streik dauert für alle drei Transportbereiche bis Samstagmorgen um 2 Uhr. Bei den vorausgegangenen Streiks war es der GDL gelungen, bundesweit für erhebliche Störungen im Bahnverkehr zu sorgen. Besonders erfolgreich war die GDL im Ostteil des Landes, wo fast der gesamte Zugverkehr zum Erliegen kam. Der Grund dafür: Im Osten sind weniger Lokführer Beamte, die nicht streiken dürfen.
"Es reicht nicht, uns abgesehen von dem Tarifabschluss der Transnet/GDBA mit rund 100 bezahlten Überstunden in 2007 und zwei Stunden bezahlter Arbeitszeiterhöhung ab 2008 abzuspeisen", begründete am Dienstag GDL-Chef Manfred Schell die härtere Gangart. "Ein eigenständiger Tarifvertrag kostet zunächst nur das Papier, auf dem er gedruckt wird." Über Lohnerhöhungen und Arbeitszeit müsse die Bahn dann mit der GDL verhandeln, deutete Schell in diesen Fragen erneut Kompromissmöglichkeiten an. Offen äußerte sich Schell gegenüber einer Ausgliederung der Lokführer in eine eigene Servicegesellschaft. Eine solche Konstruktion könne viele Vorteile haben, so Schell. Die Bahn müsse sich dann aber zur konkreten Ausgestaltung äußern. Bislang lehnt die Bahn diese Variante ab.
Die Bahngewerkschaft Transnet kritisierte die GDL. "Streik ist immer die letzte Option", sagte Transnet-Chef Norbert Hansen der Leipziger Volkszeitung. "Was die GDL will, bedeutet eine Spaltung der Belegschaft." Die Bahnbeamtengewerkschaft GDBA und Transnet wollen die Beschäftigungssicherung für alle Eisenbahner im Zuge einer möglichen Privatisierung.
Die FDP hingegen, die sonst bei Streiks gerne vor negativen volkswirtschaftlichen Folgen warnt, unterstützt die GDL. "Hintergrund der ganzen Auseinandersetzung ist eine verfehlte Tarifpolitik in der Vergangenheit", so Parteivize Rainer Brüderle im Fernsehsender N24. Fachleute wie etwa ICE-Lokführer ließen es sich auf Dauer nicht gefallen, ähnlich in der Vergütung bedacht zu werden wie jemand, der Fahrkarten verkauft. "Diese Einheitsgewerkschaftspolitik mit Einheitstarif, Einheitsabschlüssen führt dazu, dass Spezialisten irgendwann sagen: Das machen wir nicht mit", so Brüderle. Das habe man ähnlich schon bei der Pilotenvereinigung Cockpit und der Ärzteorganisation Marburger Bund erlebt.
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