Zoff bei Radio Bremen: Chef mit Freund-Feind-Schema

Radio Bremen hat ein neues Funkhaus. Hinter den Kulissen brodelt es: Der Intendant muss sich dem Rundfunkrat stellen - wegen seines Führungsstils.

RB-Intendant Glässgen: Kritiker werfen ihm ein Regime der Angst vor Bild: dpa

Rundfunk Berlin-Brandenburg sendete am Samstag den halben Abend lang Fernsehgeschichte - die einst Radio Bremen ermöglicht hatte: Loriot war das Thema. Vicco von Bülow alias Loriot verlieh dem Namen "Radio Bremen" einen besonderen Klang. Wie Rudi Carrell. Oder Hape Kerkeling. Sie alle sind Gewächse der kleinen ARD-Anstalt. Radio Bremen war einmal ein kleiner innovativer Sender, der der großen ARD Pioniergeist einhauchte.

In diesen Tagen aber ist Radio Bremen vor allem zweierlei: der Sender, der das modernste Funkhaus Europas besitzt - heute wird das mit einem Festakt gefeiert. Und ein Sender, in dem dicke Luft herrscht. Am 6. Dezember, dem Nikolaustag, ist die nächste Rundfunkratssitzung. Hier muss sich nach taz-Information in einem nicht öffentlichen Sitzungsteil Heinz Glässgen, der Intendant von Radio Bremen, den Mitgliedern des Rats stellen. Die erforderliche Mehrheit des Rundfunkrats hat beantragt, dass der umstrittene interne Führungsstil Glässgens - wie er in verschiedenen Briefen an Rundfunkrat und Personalvertreter bei Radio Bremen zum Ausdruck kommt - zum Gegenstand gemacht wird. Dieser Antrag ging nach taz-Informationen durch alle parteilichen Lager des Rundfunkrats, hat also keinen parteipolitischen Hintergrund.

Zuletzt gab es Streit darüber, wer an dem Festakt teilnehmen darf, der heute anlässlich der Fertigstellung des neuen Funkhauses stattfinden soll. Offiziell ist der Festakt Teil der ARD-internen Konferenz, die heute in Bremen beginnt. Deshalb, heißt es, wurden auch keine Medienvertreter eingeladen - was ungewöhnlich ist angesichts der Tatsache, dass dabei auch ARD-Vorsitzender Fritz Raff spricht und 400 Plätze zur Verfügung stehen.

Und auch bei Radio Bremen wurde vielen mitgeteilt, dass sie nicht zu denen gehören sollen, die daran teilnehmen dürfen. Der Personalrat zum Beispiel erhielt einen Brief von Glässgen, in dem er mitteilte: "Aus der Sicht einiger" sei es "nicht nachzuvollziehen", wenn die Belegschaftsvertreter zu dem Festakt eingeladen würden (taz Bremen berichtete). Denn der Personalrat habe "die tiefgreifenden Reformen" bei Radio Bremen "abgelehnt und teilweise sogar bekämpft", die auf Glässgen zurückgehen. Er lade sie aber dennoch ein, schrieb Glässgen, und überlasse es den Personalvertretern selbst, "ob Sie den Festakt als Dokumentation des Scheiterns verstehen" wollten oder als Beweis dafür, dass er, der Intendant, recht gehabt habe. Personalvertreter beklagen in einem Infoschreiben, das im Haus ausliegt, dass es im Kopf des Intendanten ein "Freund-Feind-Schema" gebe. Sein Führungsstil produziere "Angst, Kritik zu üben", und ziele darauf ab, die Mitarbeiter "mundtot" zu machen.

Zudem hat der Sender ein strukturelles Finanzproblem: Ein Programm für 500.000 Einwohner Gebührenzahler in Bremen ist nicht zehnmal preiswerter als eines für fünf Millionen. Die ARD-Sonderzuwendungen für die Anstalt sind weggefallen. Es sei eine "bedrohliche Situation", heißt es in einem Schreiben des Intendanten.

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