Ex-Vorstandschef im Fokus: VW-Affäre wendet sich gegen Piëch

Die Staatsanwaltschaft benennt zusätzliche Zeugen im VW-Prozess. Sie sollen die Rolle des ehemaligen Vorstandschefs klären.

Was wusste Piëch über die Reisen seines Betriebsrates? Bild: ap

BRAUNSCHWEIG taz Dem ehemaligen Vorstands- und heutigen Aufsichtsratsvorsitzenden von Volkswagen, Ferdinand Piëch, drohen doch noch Ermittlungen wegen der VW-Affäre. Im Prozess gegen Exbetriebsratschef Klaus Volkert und Ex-VW-Manager Klaus-Joachim Gebauer beantragte die Staatsanwaltschaft am zweiten Prozesstag überraschend, drei zusätzliche Zeugen zu Piëchs Rolle zu hören.

Piëch könnte bereits Ende der 90er-Jahre darüber informiert gewesen sein, dass VW Betriebsratsreisen mit Beiprogramm organisierte und Zuwendungen an Volkert, dessen brasilianische Freundin und an andere Betriebsräte zahlte, erklärte Oberstaatsanwalt Ralf Tacke.

Die Staatsanwaltschaft habe ernst zu nehmende Informationen von einem Journalisten erhalten. Danach soll der damalige Finanzvorstand Bruno Adelt den damaligen Vorstandschef Piëch auf Unregelmäßigkeiten in der VW-Kostenstelle 1860 hingewiesen haben, über die Gebauer die Betriebsratszuwendungen abrechnete. Piëch habe daraufhin den damaligen Audi-Chef Rupert Stadler und den VW-Finanzmanager Rudbert Reisch mit der Überprüfung beauftragt - ohne dass diese jedoch Konsequenzen ergeben hätte. Adelt, Stadler und Reisch sollen nun als zusätzliche Zeugen im Braunschweiger Prozess auftreten.

Tacke betonte, es werde derzeit nicht gegen Piëch ermittelt. "Wir sehen keinen Anlass, Herrn Piëch als Beschuldigten einzutragen, bevor wir hier die drei Zeugen nicht in der Hauptverhandlungen gehört haben", sagte er. Wenn sich bei der Vernehmung hinreichende Anhaltspunkte ergäben, komme ein Ermittlungsverfahren aber durchaus in Betracht.

Volkert und Gebauer könnten mit geringeren Strafen rechnen, wenn Piëch informiert gewesen sein sollte. Entsprechend erfreut zeigten sich die Verteidiger. "Es ist sehr schwer vorstellbar, dass Geld in diesem Umfang eingesetzt wird, ohne dass es die Unternehmensspitze weiß und will", sagte Volkerts Verteidiger Johann Schwenn. Gebauers Verteidiger Wolfgang Kubicki prophezeite, man werde sehen, "dass der Vorstand insgesamt dahintergestanden hat, den Betriebsrat für eine relativ geringe Summe ruhigzustellen".

Bei Volkswagen in Wolfsburg hieß es am Montag, die Behauptung, dass die entsprechende Kostenstelle zwischen 1997 und 2002 untersucht worden sei, sei falsch. "Der Konzern und sein damaliger Vorstandsvorsitzender hatten insofern keinerlei Kenntnis von den Veruntreuungen."

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