Umweltprotest: Prima Klima auf der Straße

Rund 3.000 Menschen demonstrieren in Mitte für den Klimaschutz. Der Protest ist für viele von ihnen auch ein Test, ob die Debatte über die Folgen der Erderwärmung bei den Berlinern etwas bewirkt hat.

Noch protestiert er. 2030 vielleicht nicht mehr: Knut.

Es war eine Art Familientreffen der Ökobewegung: Rund 3.000 Menschen demonstrierten am Samstag in Mitte für eine veränderte Klimaschutzpolitik. Auf Transparenten und in Redebeiträgen forderten sie die Bundesregierung unter anderem auf, keine neue Kohlekraftwerke zu genehmigen und den Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid (CO2) zu reduzieren. Der Protest war Teil eines bundesweiten Aktionstages, zu dem die sogenannte Klima-Allianz - ein Bündnis aus rund 80 Initiativen - aufgerufen hatte. Ursprünglich hatte sie mit bis zu 10.000 Teilnehmern gerechnet.

Auf dem Demozug vom Lustgarten über den Bahnhof Friedrichstraße zum Brandenburger Tor dominieren bunte Farben bei Kleidung und auf Plakaten. "Make love, no Klimaerwärmung" hat sich eine Demonstrantin an die Jacke geheftet. Viele Teilnehmer kennen sich offensichtlich von anderen Protesten oder aus der Gremienarbeit in ihren Initiativen, sie tragen Banner von Umweltverbänden oder der Linkspartei und den Grünen. Auch viele junge Menschen sind gekommen.

"Mich kotzt an, dass die großen Stromunternehmen jetzt auf der Klimawelle mitreiten wollen, obwohl sie doch Atomkraft- und Kohlekraftwerke betreiben", sagt die Berlinerin Charlotte Loreck. Die 29-Jährige trägt ein Banner mit der Forderung "enteignen - abschalten - sofort!!!", daneben steht die Silhouette eines Atomkraftwerkes. Loreck befürchtet, dass Kanzlerin Merkel nur mehr Lippenbekenntnisse abgebe und sich nicht für wirklichen Klimaschutz einsetze.

Diese Motivation teilen viele. "Das Einzige, was sich mit der internationalen Klimadebatte geändert hat, ist, dass jetzt mehr Leute wissen: Es muss etwas passieren", sagt Diplomgeograf Micha Neunzig. Es sei leicht, das Thema nur scheinbar ernst zu nehmen, bedauert der 30-Jährige, der sonst auf Umweltdemos nur selten anzutreffen sei. "Ich fand es spannend zu schauen, wie viele hierherkommen und wer überhaupt kommt."

Im Vorfeld des Protesttags waren die Veranstalter von der Klima-Allianz mit hohen Erwartungen in die Mobilisierung eingestiegen. 10.000 Teilnehmer erhoffte sich das Bündnis allein für die Berliner Demo. Koordinatorin Christina Hering spielt diese Kalkulation am Rande des Protests herunter und ist bemüht, einen Auftakterfolg zu sehen: "Wir wussten, dass es schwierig werden würde." Der 8. Dezember - an dem künftig regelmäßig auf den Klimawandel hingewiesen werden soll - sei bei den Menschen noch nicht so etabliert.

Am Brandenburger Tor stoppten die Demonstranten für eine Kundgebung. Von vielen mit Spannung erwartet, verwies die indische Umweltschützerin und Bürgerrechtlerin Vandana Shiva in ihrem Redebeitrag auf die Zusammenhänge zwischen Armut und Klimaproblematik. "Das eine ist nicht von dem anderen zu trennen", sagt Shiva. Zustimmender Applaus.

Für die Grünen-Fraktionschefin im Bundestag, Renate Künast, die ebenfalls bei der Kundgebung spricht, ist die Demo "der Beginn einer neuen sozialen Bewegung". Das sahen nicht alle so: Parteikollege Benedikt Lux, der im Abgeordnetenhaus sitzt, sagt am Rande: "Hier ist ein bisschen mehr Mainstream angekommen. Aber nur ein bisschen." Und dieses bisschen konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass viele der Anwesenden zum festen Inventar einer jeden Anti-Castor-Demo gehörten.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.