Fed will Leitzins senken: Angst vor Rezession in den USA

Die US-Notenbank will zum dritten Mal seit Ausbruch der Krise den Leitzins senken. Das deutsche Konjunkturbarometer fiel auf den niedrigsten Stand seit 15 Jahren.

Für viele Börsianer ist die erwartete Zinssenkung ein positives Signal. Bild: ap

BERLIN taz Die US-Zentralbank (Fed) sorgt sich über die schwache Konjunktur in den USA. Sie will mit niedrigeren Zinsen dafür sorgen, dass die unter der Finanzkrise leidende Wirtschaft wieder in Schwung kommt. Wirtschaftsexperten erwarteten einhellig, dass die Fed ihre Sitzung mit einer Senkung des Leitzinses auf 4,25 Prozent beenden dürfte. Das wäre die dritte Zinssenkung seit Ausbruch der Krise im Sommer.

Mehrere Wirtschaftswissenschaftler, darunter auch der ehemalige US-Finanzminister Larry Summers, warnen inzwischen sogar vor einer Rezession, weil Banken immer weniger Kredite vergeben - und die auch nur mit immer höheren Risikoaufschlägen. Investitionen sind rückläufig, das Übernahmekarussell ist zum Stillstand gekommen, Öl ist teuer, der Immobilienmarkt und die private Nachfrage lahmen. US-Volkswirte erwarten laut einer Umfrage der Nachrichtenagentur Bloomberg im Schnitt nur noch ein Wirtschaftswachstum von 1 Prozent im vierten Quartal. "In dieser Situation ist gar nicht mehr viel nötig, um uns den Rest zu geben und eine Rezession auszulösen", erklärte einer der Befragten.

Eines der größten Kreditinstitute des Landes, Washington Mutual, hat dazu passend gerade die Streichung von 3.150 Jobs angekündigt. Die Bank will zudem ein für alle Mal aus dem so genannten Subprime-Hypotheken-Geschäft aussteigen. Diese Hypotheken, die zahlreiche Banken ohne nennenswerte Sicherheiten vergeben und anschließend samt den damit verbundenen Risiken an andere Investoren weiterverkauft hatten, waren der Auslöser der aktuellen Finanzmarktkrise. Washington Mutual prognostizierte zudem, dass im kommenden Jahr 40 Prozent weniger Hypotheken vergeben werden dürften als in diesem - ein schwerer Schlag für die Baubranche und ein schlechtes Omen für die gesamte US-Konjunktur.

Anders als ihre US-Kollegen sorgen sich Ratsmitglieder der Europäischen Zentralbank (EZB) vor allem vor einem weiteren Inflationsanstieg und wollen daher eine Zinserhöhung nicht ausschließen. Wenn aber in Europa steigende Zinsen locken, werden immer mehr Anleger ihr Geld in Euro statt in Dollar investieren. Die höhere Nachfrage lässt dann den Euro-Kurs noch weiter nach oben klettern.

Für viele Börsianer ist die Zinssenkung ein positives Signal. An der Wall Street ging es aufwärts, und vor allem in Asien sorgten auch die Kapitalspritzen von Staatsfonds aus Singapur und dem Nahen Osten für die angeschlagene Schweizer Bank UBS für Optimismus. Das Interesse dieser Investoren wurde als Zeichen gewertet, dass die Bankenkrise beherrschbar sei.

An der Frankfurter Börse aber war die Stimmung weniger gut. Das Konjunkturbarometer des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung war auf den niedrigsten Stand seit 15 Jahren gesunken. Insbesondere zwei Gründe wurden dafür genannt: der hohe Eurokurs, der die Exporte aus Deutschland verteuert, und die US-Wirtschaftsschwäche.

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