EU lässt mehr Nordsee-Kabeljau fangen

Die Fischereiminister einigen sich auf Maximalzahlen für das kommende Jahr: Die Höchstfangmenge wird für die meisten Fischarten reduziert - Ausnahme: Kabeljau.

Der Kabeljau darf noch mehr gefangen werden als bislang Bild: ap

HAMBURG taz Die Fangmengen für die meisten Fischarten in EU-Gewässern sollen 2008 sinken. Eine Ausnahme machten die EU-Fischereiminister aber beim Nordseekabeljau, von dem 11 Prozent mehr gefangen werden dürfen. "Das ist eine neue Lizenz zum Plündern", kritisierte die Umweltorganisation WWF die Entscheidung der Minister vom Mittwoch.

Nach Schätzung der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) werden drei Viertel der gehandelten Fischbestände maximal genutzt, überfischt oder sie sind kollabiert. In den Gewässern der EU ist besonders der Kabeljau gefährdet. Laut WWF haben sich die Bestände seit Anfang der 1970er-Jahre um vier Fünftel verringert. Die Minister setzten die Kabeljau-Fangmengen für das kommende Jahr in den meisten Gebieten um 18 Prozent herunter. Die EU-Kommission hatte 25 Prozent gefordert.

Bei Nordseekabeljau hatte der Internationale Rat für die Erforschung der Meere (ICES) eine Erholung der Bestände festgestellt, weshalb die Fangquote hier angehoben wurde. Der WWF hält das für zu früh, zumal der Rat die Quotenerhöhung mit Auflagen zum Kampf gegen illegale Fänge verbunden habe. Diese würden bei den Brüsseler Fangquoten nicht berücksichtigt.

Der WWF kritisierte, dass die Quoten für Scholle und Seezunge nicht ausreichend gesenkt worden seien. Immerhin hätten die Minister auf den Einbruch des Heringsbestands in der Nordsee reagiert. In den Einkaufsführern von Greenpeace und WWF ist der noch als akzeptable Wahl aufgeführt. Die Ratgeber können seit kurzem auch über www.fischimhandy.de mobil aufgerufen werden. Neben dem blauen Siegel des Marine Stewardship Council (MSC) - einem Zertifikat für nachhaltigen Fischfang - bieten sie eine Möglichkeit der Orientierung.

Greenpeace versucht, den Handel dazu zu bewegen, mehr auf Nachhaltigkeit zu achten. Am Mittwoch stellte die Umweltorganisation in Hamburg einen Branchenvergleich vor: Die Organisation bewertete elf Ketten nach Kriterien wie Einkaufspolitik, Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnung. Ergebnis: "Die meisten deutschen Supermärkte und Discounter reagieren auf die Überfischung der Meere."

Die ersten drei Plätze belegten Norma, Kaufland und Metro mit 68 bis 58 Prozent der möglichen Punktzahl. "Es ist erfreulich, dass die Supermärkte ihr Angebot ändern wollen", sagte Iris Menn, Meeresexpertin von Greenpeace. Leider seien aber in den Regalen noch immer bedrohte Arten zu finden.

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