Jerusalem vor US-Präsidentenbesuch: Bush hochwillkommen

George W. Bushs Besuch versetzt Jerusalem in den Ausnahmezustand. Die Händler begrüßen den hohen Besuch - erwarten sich politisch aber nichts davon.

Harmonischer Auftakt mit Kindern und Olmert: US-Präsident Bush in Israel. Bild: dpa

Für die flauschigen rosa Hausschühchen, mit denen die beiden Freunde Jair und Rami in ihrem Souvenirladen handeln, findet sich, solange US-Präsident George W. Bush in Jerusalem ist, kein Käufer. Seit Mittwoch Mittag sehen einige der Stadtviertel aus, als sei der Ausnahmezustand über sie verhängt. Die Straßen sind zum Teil wie leer gefegt, in anderen Teilen von einem massiven Polizei- und Militäraufgebot bevölkert. Dennoch begrüßen die beiden Souvenirhändler den Besuch des hohen Staatsgastes.

"Ohne die USA würde Israel längst nicht mehr existieren", sagt Rami. Jair glaubt allerdings, dass "der Gesegnete (Gott) das Heilige Land auch ohne die Amerikaner nicht untergehen lassen würde". Aber als "Bote des Herrn" mache sich Bush sehr gut, auch wenn sein Besuch nach Jairs Meinung nicht politisch relevant ist. Im Friedensprozess mit den Palästinensern könne Bush doch nichts ausrichten.

In Perris kleinem Lebensmittelgeschäft, gleich neben dem Jerusalemer Rathaus, wird es einen Moment still, als im Fernsehen ein Mädchenchor die amerikanische Schnulze "Somewhere over the Rainbow" anstimmt, um Bush in der Loge von Präsident Schimon Peres mal auf Hebräisch, mal auf Arabisch singend zu begrüßen. Den ganzen Tag über laufen bei Perri die Fernsehdirektübertragungen von jedem Schritt, den Bush in Israel tut. Er sei ein "großer Politiker", meint Perri über den Amerikaner, denn "er hat uns Saddam Hussein vom Hals geschafft". Jetzt hofft der Lebensmittelhändler, der selbst aus Iran nach Israel eingewandert ist, dass Bush "dasselbe mit [Irans Präsident Mahmud] Ahmedinedschad" tun wird. Dass der US-Präsident die ernsthafte Absicht hat, zwischen Palästinensern und Israelis zu vermitteln, glaubt Perri allerdings nicht. "Wenn er das wirklich wollte, wäre er früher gekommen."

Erst einen Tag vor Bushs Eintreffen hatten sich Israel und die Palästinenser auf direkte Verhandlungen über die Kernpunkte des Konflikts geeinigt, darunter Jerusalem, den endgültigen Grenzverlauf und die Zukunft der palästinensischen Flüchtlinge. Der rechtsnationale Koalitionspartner in Jerusalem, Avigdor Lieberman, Chef der Israel Beiteinu, die mit elf Mandaten in der Knesset vertreten ist, hatte erklärt, er werde von seinem Amt zurücktreten, sobald die Verhandlungen über die Kernpunkte beginnen. Auch die orientalisch-orthodoxe Schas erwägt einen Ausstieg aus der Regierung Ehud Olmert, allerdings erst, wenn sich eine Einigung abzeichnet. Dem Premierminister droht außerdem Druck von der Arbeitspartei, wenn Ende des Monats der Winograd-Bericht zum Fehlverhalten der Regierung während des Libanonkriegs veröffentlicht werden wird.

Politische Beobachter interpretierten die Tatsache, dass Peres Außenministerin Zippi Livni während des Besuchs von Bush in der Präsidentenloge zu sich bat, bereits als Signal, dass Peres, Mitbegründer der führenden Regierungspartei Kadima, Livni als Olmerts Nachfolgerin sieht. Seinem Gast gegenüber betonte Peres, dass "dies nicht das letzte Jahr ist, in dem Frieden erreicht werden kann", aber vielleicht das "geeignetste". Unweit der Präsidentenloge nahm die Polizei zwei rechts-extreme jüdische Aktivisten fest, die Plakate aufhängen wollten, auf denen Olmert und Bush mit der Kaffijah, dem palästinensischen Kopftuch, abgebildet waren.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.