Kommentar US-Vorwahlen: Zwei, die gewinnen können

Hillary Clinton hat knapp gewonnen. Doch Obama befindet sich weiter im Höhenrausch. Fest steht: Beide demokratischen Kandidaten werden durch dieses Kopf-an-Kopf-Rennen immer besser.

Zur Enttäuschung gibt es keinen Grund. Hillary Clinton, für die Vorwahlen in New Hampshire bis zur vergangenen Woche die sichere Favoritin, hat knapp gewonnen und den charmanten Barack Obama auf den zweiten Platz verbannt. Die US-amerikanischen Demokraten verfügen damit über zwei KandidatInnen, die gezeigt haben, dass sie gewinnen können. Beide haben mit den Vorwahlen von New Hampshire ihre Favoritenstellungen ausgebaut. Und wären nicht die fehlleitenden Umfragen gewesen, die plötzlich Obama eine klare Führung in New Hampshire attestierten, so hätte die Überraschungsnachricht des Tages gelautet, wie gut Obama in diesem - zumal wie Iowa weißen - Clinton-Staat abgeschnitten hat.

Obama befindet sich in einem Höhenrausch. Auch in linksliberalen Kreisen in Deutschland setzen viele in ihn große Erwartungen. Die eloquente Rhetorik und der Sex-Appeal des Kandidaten zeitigen Wirkung, und er wird - anders als Clinton, deren Politik man denn doch zu kennen glaubt - zur Projektionsfläche für alles, was man von neuen US-Regierungen so wünschen könnte. Wenn er dieses Gefühl in den USA weiterhin erzeugen kann, kann er die Wahl gewinnen.

Spätestens dann allerdings dürften etliche Illusionen zerplatzen. Eingezwängt in ein enges Korsett aus Haushaltsdefizit, Terrorgefahr, Irakkrieg, wirtschaftlicher Kalamität, einer ideologisch nach rechts gerückten Gesellschaft und einem gespaltenen Kongress, dessen demokratische Seite Obama noch immer mit spitzen Fingern anfasst, brauchte es ungekannte Führungsqualitäten, um die Unerfahrenheit auch nach dem Wahlsieg in politisches Kapital ummünzen zu können.

Nun besteht ein Wahlkampf aber auch daraus, kontinuierlich die eigenen Schwächen und die Stärken des Gegners zu analysieren. Beide demokratischen Kandidaten werden durch dieses Kopf-an-Kopf-Rennen immer besser, auch um die eigentliche Wahl im November zu gewinnen. Und darauf kommt es letztlich an. Denn nach acht Jahren Bush nun vier Jahre Mormonenprediger Romney, Baptistenprediger Huckabee oder Irakkrieger McCain - das ist eine gar zu schreckliche Vorstellung.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.