Afrika-Cup in Ghana: Schleudersitz für Fußballtrainer

Eine Handvoll deutsche Trainer müssen sich beim Afrika-Cup bewähren, allen voran Nigerias Berti Vogts. Bundesliga-Spieler nehmen nur wenige teil.

Stille Andacht: Sanogo. Bild: ap

KÖLN taz Auch Berti Vogts hat inzwischen mitbekommen, dass der Afrika-Cup eine Art Schleudersitz für Fußballtrainer ist. Eigentlich trat er seinen Job als nigerianischer Chefcoach mit dem konkreten Ziel an, das Land zur Weltmeisterschaft 2010 zu führen. So weit mag er längst nicht mehr denken. In den Wochen vor der 26. Afrikameisterschaft, die am Sonntag beginnt, ist er zurückhaltend geworden. "Wir können das Turnier gewinnen, aber was ist, wenn wir ein Gegentor kassieren?", fragt er voller Ironie. Wie jeder Trainer, der nicht gerade einen Titel gewonnen hat, steht er in den nigerianischen Medien praktisch seit seinem Amtsantritt heftig unter Beschuss. Zwei Afrika-Cups nebst Qualifikationsrunden zu überstehen, das ist ein Kunststück, das kaum einem Trainer je gelang.

Ab jetzt geht es also ums Überleben. Nigerias Sportminister Abdulrahman Hassan Gimba ist eigens ins Trainingslager nach Marbella geflogen, um noch einmal zu verdeutlichen, was man in der Heimat wünscht: "Wir haben genug von Silber und Bronze. Tut uns den Gefallen, gewinnt den Titel", hat er vor den Spielern und Trainern erklärt. Ähnliches wird natürlich auch von Gastgeber Ghana, von der Elfenbeinküste, von Titelverteidiger Ägypten und von Kamerun verlangt. Normalerweise gibt es daher viele Verlierer und wenige Gewinner bei diesem Turnier.

Unter den Verlieren könnten diesmal so viele Deutsche sein wie nie. Kamerun wird seit einigen Monaten von Otto Pfister, der Togo bei der WM 2006 betreute, trainiert, Torwart-Trainer Uli Stein sowie Steffen Freund assistieren Vogts, und mit Reinhard Fabisch kümmert sich ein recht unbekannter Deutscher um die Nationalmannschaft Benins. Hätte Uli Stielike seinen Posten als Trainer der Elfenbeinküste nicht aufgrund der schweren Krankheit seines Sohnes niedergelegt, würde ein Viertel aller Turnierteilnehmer von Deutschen trainiert.

Die Zahl der teilnehmenden Spieler aus der Bundesliga ist hingegen überschaubar. Mit Sarpei (Leverkusen/Ghana), Benjamin (Namibia/HSV) und Sanogo (Bremen/Elfenbeinküste), Zidan (Ägypten/HSV), Atouba (Kamerun/HSV) und Epalle (Kamerun/Bochum), Idrissou (Kamerun/Duisburg), Haggui (Tunesien/Leverkusen), Mnari (Tunesien/Nürnberg), Fernandez und Zuma (beide Südafrika/Bielefeld) gehen den Bundesligisten in diesem Jahr nur elf Spieler verloren. Fünf weitere Profis wurden von Teams aus unteren Ligen nominiert. Dietmar Beiersdorfer, der Sportdirektor des HSV, dem immerhin drei Spieler während der Wintervorbereitung und in den ersten Rückrundenpartien fehlen, sagt, "das ist nicht schön, aber auch kein Beinbruch".

Die Bundesliga profitiert vom recht späten Start der zweiten Saisonhälfte. Maximal zwei Bundesligapartien verpassen die Afrikaner deshalb. In England und Spanien läuft derweil seit Wochen ein hässliches Gezerre zwischen den afrikanischen Nationalverbänden und den Klubs.

Der FC Chelsea, der sich derzeit in einer enorm wichtigen Saisonphase befindet, muss mit Michael Essien, Didier Drogba, Solomon Kalou, John Obi Mikel vier wichtige Spieler abstellen. Sie haben alles versucht, ihre Fußballer möglichst lange in London zu halten. Ghanas Nationaltrainer Claude Le Roy hat dazu irgendwann gesagt: "Die können uns Milliarden von Dollars geben, aber das einzig Wichtige ist unser Team."

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