Akademie der Künste: Wir sind "68"
Im Jahre 40 nach 1968 widmet sich die Akademie der Künste dem Diskurs um Kunst und Revolte.
Nach eigenen Angaben hält sich Klaus Staeck gar nicht für einen "68er". Obwohl er so alt ist wie jene, obwohl er so aussieht, obwohl er mit seiner Plakatkunst dem Establishment die Maske vom Gesicht gerissen und obwohl er sich politisch immer als Einmischer verstanden hat. "Nee, ich war so einer nicht", findet Staeck. Seis drum. Dass dieser Präsident der Akademie der Künste heute für vieles steht, was von den Mai-Unruhen in Paris oder von den Happenings am Rande des Kurfürstendamms geblieben ist, ist evident: Liberalität, die neue Rolle der Künste, Partizipation und ein offener Diskurs gehören so zu Staeck wie die polemische Grafik, die er produziert.
Umso mehr muss es ihm lieb sein - weil quasi doch ein Heimspiel -, dass die Akademie der Künste in diesem Jahr ihren Schwerpunkt der glorreichen Zeit der politischen und künstlerischen Aufstands-Performance - sprich den Studentenprotesten und wilden Kunstprojekten - widmet. Staeck wird das gefallen, man kann doch die Mythen hochleben lassen, aber sie auch hopsnehmen und also dekonstruieren.
Auch bleibt da noch jede Menge Zeit und Ausstellungsraum für die Legenden übrig. Unter dem Motto "Kunst und Revolte" oder "Brauchen wir ein neues 68?" werden die künstlerischen Umbrüche nach den Jahren 1968 und 1989 zentral durch das Jahresprogramm führen. Geplant sind zahlreiche Veranstaltungen aus den Bereichen Musik, Theater, bildende Kunst, Literatur und Film. Ältere Herren und Damen aus jener Zeit kommen bis zum Ende 2008 in der Akademie zu Wort. Man wird sehen, was vom Elan damals übrig geblieben ist. Desillusion inbegriffen. Schon mal gebucht für die zentrale Veranstaltung im Mai sind Günter Grass, die Autoren Volker Braun, Johano Strasser oder die Theaterregisseure Hans Neuenfels und Jürgen Flimm sowie der "68er-Fotograf" Michael Ruetz.
Hört sich das nicht doch ein wenig nach Nostalgie an? Jein. Die Rebellen von einst sollen jedenfalls mehr bringen als alte Geschichten, hofft Staeck. Das Projekt ist nach seinen Angaben eher eine Bestandsaufnahme der künstlerischen Impulse der Zeit. Zugleich werde mit der Aufarbeitung der Nachkriegsgeschichte eine Neupositionierung für die Gegenwart versucht. Die Fragen seien "Wo stehen die Künste heute, wo sind die Künstler verankert?", so Staeck.
So neu und so revolutionär das Jahresprogramm auch rüberkam, ein paar alte Suppentöpfe mussten dann doch aufgemacht werden bei der "Jahres-PK". Darunter einer, der richtig weh tut langsam. Seit Jahren schon können die vier Kellergeschosse für das Archiv der Akademie der Künste am Pariser Platz nicht genutzt werden. Das sind Riesenflächen, die stehen leer und werden wohl im Jahr 2008 weiter leer stehen bleiben.
Weil sich der Architekt und der Bauherr über die Klima- und Lüftungsanlage, die eine Fehlkonstruktion sein soll, streiten, liegt die Sache nun vor Gericht. Staeck: "Es läuft das Beweissicherungsverfahren." Was eigentlich schon so klingt wie "das kann dauern".
Es wird also wieder nichts in diesem Jahr mit dem Archiv und praktisch auch nichts mit dem schönen neuen Lesesaal am Pariser Platz. Denn: Wenn keine Bücher im Archiv, auch keine auf dem Tisch. Was bleibt: Alle reden vom Klima. Die Akademie tut es auch gemäß dem Staeck-Motto: "Wir werden uns weiterhin in die Debatten dieses Landes einmischen."
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