Sport: Herber Aufschlag der Tenniscracks
Beim SC Brandenburg bröckeln die Mitgliederzahlen. Grund ist das von Tennisspielern dominierte Präsidium. Kritiker werfen ihm vor, sich an die Macht geputscht zu haben.
Der 1923 gegründete Sportclub Brandenburg gehört in der Berliner Sportgeschichte zu den besseren Adressen. Die Eishockey-Cracks holten 1934 die deutsche Meisterschaft durch ein 1:0 über den SC Riessersee. Die Hockey-Abteilung heimste sogar acht deutsche Meistertitel ein sowie 1990 - als triumphaler Höhepunkt - den Europapokal der Landesmeister bei den Frauen. Seitdem ist es ruhiger geworden um den Verein vom Kühlen Weg in Charlottenburg. Doch jetzt hat es mächtig gekracht auf der Hans-Rosenthal-Sportanlage in Eichkamp.
"Der Traditionsverein ist zerbrochen und stirbt", klagt ein ehemaliger Funktionär des SC Brandenburg, der seinen Namen nicht gedruckt sehen will. Im Juni 2007, so erzählt er, sei die damalige Vereinsführung "durch einen Putsch mit vorbereiteten Blanko-Vollmachten" von einem Präsidium abgelöst worden, das sich vornehmlich aus Vertretern der Tennis-Abteilung rekrutiere. "Die Tennisspieler haben die Macht an sich gerissen und alle Einwände mit einer unglaublichen Arroganz abgeschmettert", schimpft der Funktionär.
Als die Opposition auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Oktober mit ihrem Versuch scheiterte, das im Juni installierte neue Präsidium zu kippen, begann der Exodus: Rund 200 der gut 800 Mitglieder haben den Traditionsverein seitdem verlassen. Vier Abteilungen - Handball, Senioren, Seniorinnen und Freizeitsport - machten zu.
"Diese Austritte tun uns weh. Es hat viele Versuche gegeben, alle an einen Tisch zu bekommen, um uns auszutauschen. Leider hat es nichts gebracht", erklärt Andreas Zinkhan, der neue Vizepräsident und Leiter der unter Beschuss geratenen Tennisabteilung.
Die Unterstellung, durch einen Putsch mittels Blanko-Vollmachten ans SCB-Ruder gelangt zu sein, weist der 39-Jährige energisch zurück: "Die Wahl war ein demokratischer Vorgang. Dass Vollmachten erteilt wurden, entspricht unserer Satzung."
Für Zinkhan ("Ja, es hat Stunk gegeben") stellt die schmerzliche Zäsur in der Vereinsgeschichte auch eine Art reinigendes Gewitter dar. Den Handballern unterstellt er, seit Jahren mit einem Absprung kokettiert zu haben. "Es geht darum, den Verein zu bewahren. Wir müssen uns verändern, um nicht auf der Strecke zu bleiben. Darin gab es unterschiedliche Vorstellungen zwischen den beiden Lagern", sagt Zinkhan.
Die Bruchstelle beim SC Brandenburg scheint zwischen Jung und Alt zu verlaufen. Die Jungen wollen sich offenbar neuen Disziplinen öffnen und frischen Wind durch das Vereinsheim pusten. Inzwischen wurde eine Beachtennis-Abteilung aufgemacht. Die Alten fühlten sich da wohl nicht mehr so richtig heimisch.
"Es war eine Gesprächsrunde geplant, die den Verein nach vorne bringen sollte", erzählt Jung-Vize Zinkhan. Von dem Angebot, am runden Tisch Platz zu nehmen, will sein anonymer Gegenspieler nichts bemerkt haben. Alle Einwände und Vorschläge seien vielmehr abgebügelt worden. "Was glauben Sie, wie schwer langjährigen Mitgliedern der Austritt gefallen ist?!", fragt der frühere SCB-Funktionär.
Quo vadis, SC Brandenburg? Vize Zinkhan sieht den Club auf gutem Weg. "Unser Verein steht kurz vor einer Blütezeit", verkündet er vollmundig. Viele altgediente Mitglieder wollen daran nicht glauben.
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