Kommentar Bushs Afrika Besuch: Lahme Ente im Glück

Bush geht es um den verzweifelten Versuch, seiner Nation nicht nur als Irak-Dilettant in Erinnerung zu bleiben.

Was macht ein US-Präsident drei Tage lang in Tansania, einem Land, das außer für die Wüste Serengeti noch für den Kilimandscharo bekannt ist? Was in Ghana, in Benin, in Ruanda oder Liberia? In Liberia wurde gerade ein bisschen Öl gefunden, doch ginge es Bush um Ressourcen, hätte er Nigeria, den Tschad, Gabun oder - Gott bewahre - den Sudan besuchen müssen. Liberia hat als einziges afrikanisches Land freiwillig angeboten, das geplante afrikanische Militärkommando Africom zu beherbergen. Doch auch damit lässt sich nicht erklären, warum Bushs Besuch hier kaum länger ausfiel als der verlängerte Auftankstopp in Benin zum Auftakt der Reise.

Nein, Bush geht es um den verzweifelten Versuch, seiner Nation nicht nur als Irak-Dilettant in Erinnerung zu bleiben. Einmal noch will sich George W. Bush im Rampenlicht sonnen, in dem Teil der Welt, wo Amerika noch das Land der Freiheit ist und der Präsident der Führer der freien Welt. Hier kann Bush die eine gute Regierungsführung mit Schecks in neunstelliger Höhe belohnen, sich dem ernst gemeinten Jubel der Bevölkerung hingeben - vor laufenden Fernsehkameras der US-Netzwerke. Das allein ist Grund genug für einen zweiten Besuch in Afrika. Seit Jahrzehnten hatte dies kein US-Präsident mehr für nötig gehalten.

Für die brodelnden Krisen auf dem Kontinent bleibt da freilich keine Zeit. Um Sudan, Kenia oder Somalia, wo die US-Armee am neuerlichen Chaos kräftig Mitverantwortung trägt, muss sich seine Außenministerin kümmern. Bush verteilt währenddessen in Arusha (immerhin: Tansanias Safarihauptstadt) Moskitonetze. Eine lahme Ente im Glück, die sich der generellen Sympathie Afrikas sicher sein kann. Auf keinem anderen Kontinent bewerben sich so viele Menschen um die Green Card, die ein Leben im gelobten Land verheißt. Bei den Regierenden allerdings muss Bush mittlerweile durchaus für gute Stimmung sorgen, um dem wachsenden Einfluss Chinas in Afrika zu begegnen. Aber die Herzen der Massen gehören immer noch Amerika - selbst Bush konnte das nicht ändern. MARC ENGELHARDT

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