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FC-Porto-Präsident da CostaHuren für die Schiris

Der Präsident des FC Porto wurde mit linken Geschäften zur Vorlage für eine fiese Romanfigur. Schalkes Gegner in der Champions League formte er zum Vorzeigeklub.

So feiert man beim FC Porto Tore: Lisandro Lopez (l.) und Raul Meireles. Bild: ap

Am meisten geschämt haben sich sicher die Eltern von Jorge Nuno Pinto da Costa. Sie hatten ihren Jungen Ende der 1940er-Jahre in die Jesuitenschule nach Santo Tirso geschickt. Unter der Obhut von Patres, 50 Kilometer von seiner Heimatstadt Porto entfernt, lernte Klein-Jorge in dem 13.000-Einwohner-Städtchen ganz brav - um ein halbes Jahrhundert später nun in einem Kinostreifen über Portugals Leinwände zu flimmern - als fragwürdiger Held.

Schon der Titel des Films ("Korruption") lässt nichts Gutes erahnen für die Kumpane jenes mächtigen Mannes, der seit 26 Jahren an der Spitze des portugiesischen Abonnementsmeisters FC Porto steht. Andererseits: Neu ist die Geschichte nicht. Pinto da Costas langjährige Partnerin, eine zur Bestsellerautorin avancierte einstige Animierdame, hatte den Beziehungsstopp des Ex zuvor bereits mit einer unangenehmen Buchveröffentlichung gekontert. Darin wirkt ein Kerl, der Portos Klubchef auffallend ähnelt, als Drahtzieher diverser Skandale. Die Portugiesen rissen sich um das Buch, der Vorlage zu dem Kinofilm.

Schön ist das alles nicht für den früheren Jesuitenzögling. Zumal seine Verflossene brisante Insider-Infos zu dem Schiedsrichterskandal geliefert hat, der die portugiesische Justiz seit vier Jahren beschäftigt. Demnach soll Pinto da Costa einem Referee als Belohnung für den einen oder anderen falschen Pfiff eine Prostituierte in die Herberge geschickt haben. Ob der angebliche Auftraggeber jemals angeklagt wird, steht freilich in den Sternen. Klar ist dagegen: Sein wichtigstes Ziel als Boss des FC Porto hat der mittlerweile 70 Jahre alte Pinto da Costa längst erreicht.

"Lissabon", tönte er bei seiner Amtsübernahme im April 1982 schließlich, "darf den Rest des Landes nicht länger wie eine Kolonie behandeln." Das klang nach sportlichem Kreuzrittertum - und tatsächlich sind die Kolonialzeiten im portugiesischen Fußball lange vorüber. Dafür hat der FC Porto am südwestlichen Rand des Kontinents seinerseits eine Art konstitutionelle Monarchie eingeführt: 15 der letzten 23 nationalen Titel gingen an die Blau-Weißen - und Portos 16. Meisterschaft ist bei aktuell zwölf Punkten Vorsprung auf Benfica Lissabon nur noch ein formaler Akt.

Die Überlegenheit in der eigenen Liga ist für Trainer Jesualdo Ferreira natürlich auch ein Problem. Denn wirklich gefordert wird sein Team maximal in den Duellen mit den früheren Kolonialmächten Benfica und Sporting, die Partien in der Champions League werden für den zweimaligen Titelträger (1987, 2004) da zu einer höchst willkommenen Abwechslung. Einen Vorteil hat das nationale Solo: Bei der Generalprobe für das heutige Achtelfinal-Rückspiel gegen Schalke (20.45 Uhr, Sat1) konnte Ferreira beim 0:0 gegen Boavista Porto einen Großteil seines Stammpersonals schonen.

Ausruhen durfte sich unter anderem auch Stürmerstar Ricardo Quaresma, der im vergangenen Frühjahr sogar dem großen FC Bayern München eine Abfuhr erteilte - aus klimatischen und aus sportlichen Erwägungen. "In Deutschland ist es immer sehr kalt. Außerdem wollen nicht alle Fußballer gern in der Bundesliga spielen", begründete der 24-Jährige seine Absage. Quaresma bevorzugt einen Wechsel nach Spanien, Italien und England - und dann soll es mit seinem Durchbruch bei einem europäischen Spitzenklub auch wirklich klappen.

Denn der erste Versuch beim FC Barcelona in der Saison 2003/2004 ging für den Mann, der blitzschnelle Dribblings über die linke wie rechte Angriffsseite liebt, grandios daneben. Vom damaligen Barca-Coach Frank Rijkaard kaum eingesetzt, wechselte Quaresma, wegen seiner Zigeuner-Abstammung auch "Ciganito" ("kleiner Zigeuner") genannt, im Sommer 2004 zum FC Porto.

Er sei damals noch zu jung gewesen, sagen die einen. Rijkaard habe ihm nie das nötige Vertrauen geschenkt, sagt Quaresma - der Gott der Außenristflanke mit der großen Linksschwäche. "Bevor ich es mit links versuche, schieße ich lieber mit dem rechten Außenspann", erklärt der gebürtige Lissabonner, der für Porto nach den letzten Sommerverkäufen der Brasilianer Anderson (für 31,5 Millionen Euro zu Manu) und Pepe (für 30 Millionen Euro zu Real Madrid) zur nächsten Goldgrube werden könnte.

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