US-Vorwahlkampf: Clinton verliert Chefstrategen

Wegen seines Lobby-Nebenjobs trennt sich Hillary Clinton von ihrem Wahlkampfleiter Mark Penn - 14 Tage vor einer wichtigen Vorwahl.

Derzeit ziemlich glücklos: Hillary Clinton. Bild: dpa

WASHINGTON taz Hillary Clintons Wahlkampf steht unter keinem günstigen Stern. Nach der Trennung von ihrer ersten Wahlkampfmanagerin Patty Solis-Doyle, einer Ebbe in der Wahlkampfkasse nun auch noch ein kleiner GAU: Kurz vor den möglicherweise richtungweisenden Vorwahlen im US-Bundesstaat Pennsylvania wirft Mark Penn, der politische Chefstratege der Hillary-Kampagne das Handtuch. Penn habe Clinton gebeten, ihn zu entlassen, teilte Wahlkampfleiterin Maggie Williams am Sonntag Abend mit.

Anlass des kaum kaschierten Rauswurfs ist ein Treffen Penns mit Vertretern der kolumbianischen Regierung vergangene Woche in Washington. Bei dem Treffen, welches heftige Schlagzeilen nach sich gezogen hatte, ging es um ein Freihandelsabkommen der USA mit Kolumbien. Wie der Öffentlichkeit bekannt wurde, verantwortete Penn nämlich nicht nur Clintons Wahlkampf, sondern leitete zeitgleich auch eine private Lobbyfirma. Die soll im Auftrag der kolumbianischen Regierung für Unterstützung eines solchen Abkommens in Washington werben.

Als der hochdotierte Penn sich beim Geschäftemachen hatte erwischen lassen, soll die Senatorin außer sich gewesen sein vor Wut. Offiziell heißt es, Clinton sei von Penn enttäuscht. Seit dem Wahlkampf in Ohio Anfang März wirbt Clinton bei US-Wählenden intensiv mit der Botschaft, dass sie Freihandelsabkommen ablehnt, weil sie Jobkiller seien. Neuerdings will sie sogar gegen das von ihrem Ehemann, Ex-Präsident Bill Clinton, durchgesetzte Freihandelsabkommen Nafta gewesen sein. Eine Behauptung, die selbst Parteifreunde kaum bestätigen mögen.

Penns offenes Engagement für Freihandel untergräbt die Glaubwürdigkeit der Kandidatin nun umso mehr. Die hatte in der letzten Woche mit einem populistischen Wirtschaftsprogramm vor allem bei verunsicherten Industriearbeitern nach Stimmen gefischt.

Das Wall Street Journal hatte am Freitag von dem Treffen Penns berichtet. Der Chefstratege mochte sich wohl nicht nur auf den Job bei Clinton konzentrieren. Er gehört noch einem Marktforschungskonzern an und ist zudem Chef einer großen PR-Firma, Burson-Marsteller, die unter anderen so heikle Kunden wie die Söldner-Verleihfirma Blackwater berät. Über die PR-Firma hatte er den Auftrag erhalten, für Bogotas Ansinnen eines Freihandelsabkommens im US-Kongress Stimmung zu machen. Penn entschuldigte sich zwar am Wochenende für sein Handeln, doch da war es längst zu spät.

Für Clinton hätte der Zeitpunkt nicht unglücklicher gewählt sein können. In 14 Tagen wird in Pennsylvania gewählt – einem delegiertenreichen Bundesstaat, bei dem Clinton aufgrund der Demographie – weiße, katholische Arbeiter - gute Chancen hätte, zu gewinnen. Ohnehin muss die Senatorin gewinnen, wenn sie mit gutem Grund weiter im Rennen bleiben will. Während sie noch bis vor wenigen Tagen laut Umfragen von vergangener Woche in der Wählergunst deutlich vor ihrem Konkurenten und innerparteilichen Rivalen Barack Obama lag, bekam sie am Wochenende offenbar bereits die Quittung: In der neuesten Erhebung kommt Obama auf 46 Prozent vor Clinton mit 43 Prozent. Zudem konnte Obama nach eigenen Angaben im März rund 40 Millionen Dollar an Spenden für seinen Wahlkampf sammeln. Die einstige demokratische Favoritin brachte hingegen nur rund 20 Millionen Dollar zusammen.

Mark Penns Fehltritt ist für Clinton deswegen so bitter, weil der Stratege zum engsten Clinton-Kreis zählte. Er leitete 1996 Bill Clintons Kampagne zur Wiederwahl. Kritik für ihr Festhalten an Penn hatte Hillary Clinton schon nach der ersten Vorwahl, am 3. Januar in Iowa, einstecken müssen. Damals unterlag Clinton dem Außenseiter und Neuling Barack Obama - und es wurde schnell klar, dass ihr Wahlkampf mit einer falschen Strategie begonnen hatte.

So war es Penn der ihr geraten hatte, sich nur auf die großen Bundesstaaten zu konzentrieren – und die kleinen außer Acht zu lassen. Dort punktete dafür Obama umso konsequenter und sammelte bis zu hundert Delegierte mehr als Clinton. Und es war Penns Beharren, dass sich die spröde Politikerin nicht um ihr menschliches Image sorgen müsse – sondern ganz mit ihrer Erfahrung als First Lady werben solle. Eine strategische Fehlentscheidung mit Konsequenzen: Denn wie sich von Anfang an zeigte, überzeugt ihr Konkurrent Obama - vor allem mit Persönlichkeit, Authentizität und mit seiner Biographie.

Penn wird trotz des Faux Pas noch als Meinungsforscher für die Hillary-Kampagne weiterarbeiten. Und zwar mit seiner eigenen Firma, Penn, Schoen and Berland Associates. Seine bisherige Aufgabe sollen Geoff Garin und Howard Wolfson übernehmen. Garin hatte bislang Meinungsumfragen für die Clinton-Kampagne durchgeführt, Wolfson ist Clintons langjähriger Kommunikationsdirektor.

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