Schalke nach Slomka: Droge des Erfolgs

Nach dem Rauswurf von Mirko Slomka wollen die Interims-Trainer Mulder und Büskens erstmal die dicke Luft über dem Schalke-Gelände vertreiben.

Alte Mitstreiter: Youri Mulder und Mike Büskens (l). : dpa

Andreas Müller druckste zögernd herum, als es um die Hintergründe der Entlassung Mirko Slomkas ging, und er verweigerte die Antworten, als er nach seiner Suche nach dem künftigen Schalker Übungsleiter gefragt wurde. "Keine Details" werde er zu diesen Dingen preisgeben, sagte der Manager, nur so viel: "Gedanklich" sei er in der Trainerfrage "schon sehr weit", verriet der Manager. Doch zum Glück saß Youri Mulder auf dem Podium. Der Holländer wurde als Assistent von Interimstrainer Mike Büskens vorgestellt, die beiden sollen die Schalker Mannschaft in den verbleibenden sechs Saisonspielen in die Champions League führen, und Mulder ignorierte die üblichen Rituale der Verschwiegenheit.

Sollte es auf Schalke mit Fred Rutten, dem derzeitigen Trainer von Twente Enschede, schiefgehen, "dann nehme ich das auf meine Kappe", meinte der neunfache niederländische Nationalspieler, als sei die Verpflichtung des Holländers schon beschlossen. Das waren doch mal offene Worte. Bis gestern arbeitete Mulder noch als Co-Trainer von Rutten, "wenn er es wird, dann ist das eine gute Wahl", plauderte der ehemalige Stürmer weiter, sein alter Chef sei "einer der besten Trainer", mit denen er je zusammengearbeitete habe. Selbst der gestresste Müller grinste angesichts dieses Mangels an Diplomatie, es gilt als sicher, dass Rutten der umworbene Kandidat der Schalker ist. Mulder könnte sein Assistentenamt behalten, im Gegensatz zum vorläufigen Cheftrainer Büskens, der im Sommer wohl wieder in seinen Job als Trainer der zweiten Schalker Mannschaft in die Oberliga zurückkehrt.

Lachen im Presseraum

Wahrscheinlich war es genau diese Rückkehr der Fröhlichkeit, die Müller sich als Haupteffekt seines ersten Trainerwechsels als Manager versprach, und als ein Reporter fragte, ob denn die Vergangenheit von Büskens und Mulder als Eurofighter - so werden die Uefa-Cup-Sieger von 1997 genannt - eine Rolle bei Wahl der Interimstrainer gespielt habe, fiel der Niederländer Manager Müller ins Wort. "Ich kann das nicht mehr hören", sagte er, er sei doch im Halbfinale und im Finale wegen einer Verletzung gar nicht dabei gewesen. Nach Jahren der Slomka-Rhetorik wurde mal wieder gelacht im Presseraum. In diesen Momenten schien es, als könnte sich die erhoffte Wirkung tatsächlich einstellen. Auch Büskens erklärte, für ihn gehe es jetzt erst mal darum, "Druck von der Mannschaft zu nehmen sowie Ruhe und Spaß zurückzubringen, auch ins Umfeld".

Aber natürlich gab es auch ein paar unangenehmere Dinge aufzuarbeiten nach diesem bewegenden Wochenende für Schalke 04. Müller betonte, dass er es gewesen sei, der die Entscheidung zum Trainerwechsel gefällt habe und nicht etwa der als passionierter Slomka-Kritiker bekannte Präsident Josef Schnusenberg. So richtig konnte er das schiefe Bild aber nicht geraderücken, das er in den vergangenen Tagen abgegeben hatte.

Müller in Aktion

Noch am Samstagnachmittag hatte Müller nämlich in Bremen erklärt, Slomka werde "ohne Wenn und Aber" auch am heutigen Dienstag im Spiel gegen Energie Cottbus Trainer sein. Später am Abend sei er dann unbelassen der Tatsache, dass "spielerische Dinge im Aufschwung sind", zu der Einsicht gekommen, dass "die Zukunft gefährdet" sei. "Die Aussage nach dem Spiel in Bremen war ein kleiner Fehler", gab der Manager zu. Souverän wirkte das nicht.

Die fehlende Klarheit in der öffentlichen Darstellung wurde Müller als Stillosigkeit vorgeworfen, und diesen Vorwurf konnte der Manager auch nicht entkräften. Die Fragen, denen sich Müller ausgesetzt sah, legen eher den Schluss nahe, dass der Manager Slomkas direkter Nachfolger als Hauptangeklagter der vielen Richter im nervösen Schalker Umfeld ist. Für Müller birgt die jüngste Entwicklung und die Entlassung Mirko Slomkas ein hohes Risiko. Misslänge dem unerfahrenen Trainerduo Büskens/Mulder die angestrebte Qualifikation für den internationalen Wettbewerb, dann würde Müller dafür verantwortlich gemacht werden, zumal die Transferpolitik der Schalker ebenfalls Objekt kritischer Betrachtungen ist. Und selbst wenn Schalke 04 sich für den Uefa-Cup qualifiziert, könnte das als Misserfolg empfunden werden. Schließlich haben sie alle eine mächtige Dosis von der nicht gefährlichen Droge Champions League gekostet.

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