NBA-Play-offs in Dallas: Dirk, Josh und der Joint

Dirk Nowitzki präsentiert sich in den NBA-Play-offs als gereifter Profi, der endlich unter Druck seine besten Leistungen bringt. Seinen Dallas Mavericks aber droht trotzdem das Aus

Ziemlich gefrustet: Dirk Nowitzki während des Spiels gegen die New Orleans Hornets Bild: dpa

In Dallas hatte der Abend begonnen, als Dirk Nowitzki das heimische American Airlines Center verließ. Eigentlich hätte Deutschlands bester Basketballspieler mit seiner Leistung zufrieden sein können: Mit 22 Punkten und 13 Rebounds war er mit Abstand bester Mann seiner Mavericks im Spiel gegen die New Orleans Hornets. Das Problem dabei war allerdings, dass er - wieder einmal in dieser Play-off-Serie - allein auf weiter Flur gewesen war.

So ging das vierte Spiel der Serie für Dallas gegen die favorisierten Hornets, die die Saison überraschend als zweitbestes Team im starken Westen der NBA beendet hatten, mit 84:97 verloren. Beim Stand von nunmehr 1:3 Siegen aus Mavs-Sicht kann das nächste Spiel heute Nacht bereits der Saisonabschluss sein für die Texaner. Der so lang ersehnte NBA-Titel ist für den Finalisten von 2006 ferner denn je. "Ich weiß wirklich nicht, was ich noch sagen soll", stöhnte ein sichtlich konsternierter Nowitzki nach der Partie. "Hier sollte eigentlich jeder im Angriffsmodus sein. Um zu gewinnen, muss man auch mal Würfe treffen."

Die Frustration des 29-Jährigen ist leicht zu verstehen: Bereits zum zweiten Mal in Folge droht seinem Team das Erstrundenaus, im letzten Jahr geriet man gegen den krassen Außenseiter Golden State ins Hintertreffen und strich sang- und klanglos die Segel - eine herbe Enttäuschung für das hochambitionierte Team und Nowitzki.

Dass man nun in dieser Saison mit allen Mitteln den Erfolg wollte, war spätestens im Februar klar, als man für den 35-jährigen Star-Guard Jason Kidd mehrere Spieler mit Zukunftsperspektive an die New Jersey Nets abgab. Kurzfristige Meisterschaft anstelle langfristiger Planung schien das Motto in der Chefetage der Mavs. Einen Führungsspieler wollte man haben - die Rolle, die Nowitzki in den vergangenen Jahren trotz überragender Leistungen nicht ausfüllte. NBA-Legende und TV-Experte Charles Barkley, nie um markige Worte verlegen, brandmarkte in den letzten Jahren die Mavericks im Generellen und Nowitzki im Speziellen immer wieder als "zu weich". Barkley brummte während der letztjährigen Play-off-Pleite: "Dirk spielt nicht wie ein MVP", als Nowitzki zeitgleich zum besten Spieler der abgelaufenen Saison gewählt wurde. "Ich habe mein Team im Stich gelassen", zog auch der Würzburger damals ein selbstkritisches Fazit.

Als man sich nun durch eine - für Dallas-Verhältnisse - eher mittelmäßige Saison quälte, wollte die Führungsetage der Texaner nichts dem Zufall überlassen und dem 2,13 Meter großen Forward einen zweiten Star zur Seite stellen, der das Team anführen könnte. Doch der Wechsel hat nicht die erhoffte Verbesserung gebracht, in den Play-offs nun lässt sich Kidd ein ums andere Mal vom überragenden Hornets-Spielmacher Chris Paul vorführen. Bezeichnend, dass Dallas-Coach Avery Johnson meistens Guard Jason Terry anstelle von Kidd mit der Verteidigung von Paul beauftragt. "Sie waren aggressiver. Wir dagegen sind in unser altes Muster zurückgefallen und haben dafür bezahlt", kommentierte Johnson das nahende Aus.

Aber nicht nur Kidd blieb hinter den Erwartungen zurück. Auch Forward Josh Howard, der bislang eine gute Saison spielte, bringt in den Play-offs nicht seine gewohnte Leistung. Dass Howard kürzlich in einem Radiointerview zugab, in der Sommerpause gerne mal Marihuana zu rauchen, kommentiert Russ Bengston vom Slam Magazine ironisch: "So wie Dallas momentan spielt, kann sich Howard wohl schneller als gedacht wieder einen Joint anzünden."

Nowitzki war also in diesen Play-offs mehr als sonst, trotz prominenterer Namen an seiner Seite, auf sich allein gestellt - zeigte aber endlich, dass er sein Team auch moralisch anführen kann, ist mit 28 Punkten pro Partie bester Korbjäger der Serie und verteilt so viele Korbvorlagen wie noch nie. So ist es fast tragisch, dass ihm die Unterstützung der Teamkollegen fehlt. "Er ist einer dieser Spieler geworden, die mit der Verantwortung wachsen, die unter Druck besser werden", adelte ihn Byron Scott, Coach der New Orleans Hornets. Aus den Play-offs werfen wird er ihn voraussichtlich trotzdem.

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