Dopingkontrollen im Diskurs: Wer nicht pinkelt wird gesperrt

Im Fall des Eishockeyspielers Busch geht es um mehr als die Bestrafung für eine verweigerte Kontrolle. Ein Streit über die Mittel im Kampf gegen Doping entbrennt.

Eishockeyspieler Florian Busch: Vom DEB zu lasch behandelt worden? Bild: dpa

Florian Busch, Nationalspieler im Team des Deutschen Eishockeybundes DEB, ist auf dem besten Weg, zu weltweitem Ruhm zu gelangen. Er ist die zentrale Figur in einer Auseinandersetzung, in der es ganz grundsätzlich um die Durchsetzung der Regeln im Kampf gegen Doping geht. Überall in der Welt sollen die gleichen Maßstäbe bei der Bestrafung von Athleten gelten, die sich einen Verstoß gegen die Regeln geleistet haben. Um das zu gewährleisten, wurde die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada eingerichtet. Ihr Regelwerk sieht vor, dass ein Sportler, der eine Dopingkontrolle verweigert, wie ein positiv auf Doping getesteter Athlet behandelt und gesperrt wird.

Florian Busch hatte vor ein paar Wochen einmal keine Lust, Wasser zu lassen, als ein Kontrolleur vor seiner Wohnungstür stand. Doch das Sportgericht des DEB verwarnte den Stürmer der Eisbären lediglich, von einer Sperre sah es ab. Busch spielt derzeit für Deutschland bei der Eishockey-WM in Halifax, war dabei, als die Deutschen gestern Nacht ihr letztes Vorrundenspiel gegen Norwegen 2:3 verloren haben. Für die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada) ist das Urteil im Fall Busch nicht akzeptabel. Schnell hat sie die Zusammenarbeit mit dem DEB aufgekündigt. Sie hat das Bundesinnenministerium gebeten, den Fall zu prüfen, und auch die Wada informiert. Das Ministerium hat schnell reagiert. Es hat dafür gesorgt, dass die Mittel aus dem Sportfördertopf, die für den Eishockeybund vorgesehen sind (600.000 Euro), gesperrt werden. Die Wada hat unterdessen eine Sperre für Busch gefordert. In einer Pressemitteilung verwahrt sie sich gegen die Darstellung des DEB, der zu Beginn der WM verkündet hatte, die Wada habe keine Bedenken gegen das milde Urteil im Fall Busch. Der Eishockey-Weltverband IIHF akzeptiert dagegen die Entscheidung des DEB. Florian Busch darf auch in der WM-Zwischenrunde spielen. Weil der Wada das nicht gefällt, könnte der Fall bald schon vor dem Internationalen Sportgerichtshof Cas verhandelt werden.

Als die Nada die Zusammenarbeit mit dem Eishockeyverband beendet hat, da gab DEB-Vize Uwe Harnos den Naiven: "Wir können die Entscheidung nicht nachvollziehen", sagte er. Gleichzeitig bleibt er bei seiner Kritik an den Anti-Doping-Regeln und versucht, Kontrollverweigerer Florian Busch so zum Doping-Opfer zu stilisieren. Für die Berliner Lokalpresse ist Eisbär Busch längst eine arme Sau, die Auseinandersetzung um die Einhaltung der Anti-Doping-Regeln wird als "unwürdiger Dopingkrieg" (BZ) bezeichnet. Wie der DEB verweisen die Blätter darauf, dass Busch ja nicht des Dopings überführt worden sei. Ein negativer Test, dem sich der 23-Jährige fünf Stunden nach der verweigerten Kontrolle unterzogen hat, soll als Beleg dienen. Busch wird in der Öffentlichkeit als unschuldiges Dummchen vorgeführt. Es sei nicht rechtsstaatlich, eine Kontrollverweigerung wie einen positiven Test zu handhaben, so DEB-Vize Harnos. Gleichzeitig wird Stimmung gegen das Kontrollwesen gemacht. "Die Nada war in Kanada schon zweimal an einem Tag zu Besuch und hat zehn Spieler kontrolliert. Das ist heftig", sagte DEB-Sportdirektor Franz Reindl. Der Vorwurf, dass neun Spieler des Kaders gar nicht für das Kontrollsystem der Nada gemeldet sind, wurde zunächst abgestritten. Dann hieß es, man habe sie nicht gemeldet, da sie bei Klubs in den USA unter Vertrag stünden. Ein schwaches Argument. Auch Basketballer Dirk Nowitzki wird in Dallas von der Nada kontrolliert.

Nein, der DEB gibt wahrlich kein gutes Bild ab in diesen Tagen. Dazu passt, dass er mit Jason Holland einen Spieler aufgeboten hat, der gar nicht spielberechtigt war. Der Deutschkanadier, der einst für die Juniorenauswahl seines Herkunftslandes gespielt hat, hätte vier Jahre in Deutschland spielen müssen, um für die Deutschen antreten zu dürfen. Wieder zeigte sich der Weltverband gnädig. Holland musste zwar abreisen. Der Vorrundensieg gegen die Slowakei wurde aber nicht annuliert.

Professioneller müssen die Funktionäre nun agieren, soll es am 16. Mai bei einem Gespräch mit der Nada zu einer Einigung kommen. Kann der DEB keine Vereinbarung über Trainingskontrollen vorweisen, darf das deutsche Team nicht an Olympischen Spielen teilnehmen.

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