Neue Spielpläne für die Bundesliga: Sportschau wackelt

Die Deutsche Fußball-Liga stellt Spielpläne und Verwertungsszenarien vor: Es soll ab 2009 Samstagabend und Sonntagnachmittag Spiele geben.

Was wird aus der Institution "Sportschau"? Hier 1967 mit den Moderatoren v.l. Dieter Adler, Ernst Huberty und Addi Furler. Bild: wdr

FRANKFURT AM MAIN taz Es war Christian Seifert, der redegewandte Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Fußball-Liga (DFL), der gestern Nachmittag plakative Worte gebrauchte: "Die Telefone in unseren Haushalten sind auch nicht mehr grün und haben schwarze Wählscheiben."

Was der 39-Jährige damit erklären wollte: Der Fan hat keine andere Wahl, als sich ab 2009 an neue Spielpläne und Sendeschemen für die beliebte Erste und Zweite Fußball-Bundesliga gewöhnen müssen. Nach der exakt 124 Minuten dauernden Informationsveranstaltung für die Lizenzvereine im feudalen Sheraton Hotel am Frankfurter Flughafen stellten die DFL-Bosse die wichtigsten Änderungen vor.

Demnach sind für die Bundesliga an 8 von 34 Spieltagen Topspiele am Samstag um 20.30 Uhr vorgesehen - in diesen Fällen entfällt das Freitagabend-Spiel. Davon soll möglichst nach Länderspielterminen Gebrauch gemacht werden. Wegen der Belastung im Uefa-Cup der deutschen Teams gibt es künftig drei Partien am Sonntag - zweimal soll dabei um 14.45 Uhr gespielt werden, dazu gibt es ein Sonntags-Topspiel um 17 Uhr, welches achtmal auch auf 20.30 Uhr verlegt werden kann. Fünf Partien bleiben auf Samstag, 15.30 Uhr, terminiert - "das ist unser zentrales Nervenorgan", sagt Seifert. Bluten muss allerdings die Zweite Liga, deren Sonntagspartien künftig schon um 12.30 Uhr beginnen.

Die interessierten Sender können ihre Millionengebote für zwei Szenarien einreichen: Das erste sieht eine Erstverwertung im Free-TV um 18.30 Uhr vor, das zweite (Szenario B) eine Erstverwertung am Samstag erst um 22 Uhr. Das wäre das Aus der traditionellen "Sportschau" des WDR. Nicht umsonst schrieb Seifert dem öffentlich-rechtlichen Anbieter ins Stammbuch: "Die ARD kann zeigen, was ihr das Prestigeobjekt ,Sportschau' wert ist. Die ARD wird es in eigener Hand haben. Sie sollte sich aber nicht hinter Kinder- und Sponsorenreichweiten verstecken."

Im zweiten Sendeschema, das ganz offensichtlich die besten Erlösmöglichkeiten bietet, ist der Sonntag der Haupttag fürs Free-TV: Dort wird es alle 14 Tage ein Livespiel um 17 oder 20.30 Uhr geben, eine Art Mini-"Sportschau" um 18.45 Uhr. Ist das bereits der Kompromiss, nach dem die DFL in einem Ringen "um eine gesellschaftspolitische akzeptable Lösung" (Seifert) fahndet?

Bei der DFL haben sich bereits 200 Bieter registriert. Wann die Ausschreibung wirklich versendet wird, entscheidet jedoch das Kartellamt, das noch die Zulässigkeit der Zentralvermarktung überprüft. Diese Entscheidung aber, so beschwichtigte Ligapräsident Reinhard Rauball, werde in "absehbarer Zeit" fallen. Denn auch das EU-Parlament habe Hinweise ausgesandt, dass "unser Produkt beanstandungsfrei" ist. An den Spielplänen und Verwertungsmöglichkeiten werde, sagte Seifert, so oder so nicht mehr gerüttelt. Zumal dies nach seiner Einschätzung nun die besten Einnahmemöglichkeiten biete. Medienunternehmer Leo Kirchs Agentur hat bekanntlich der DFL über sechs Jahre von 2009 bis 2015 das Mindesthonorar von 3 Milliarden Euro garantiert.

Weiterhin ist fest geplant, dass der DFL-Partner, die Sirius Sport Media GmbH, besagte Tochterfirma Kirchs, für das Pay-TV fertige Bundesliga-Sendungen produziert, damit Satelliten- und Kabelnetzbetreiber mitbieten können. Geschäftsführer Dejan Jocic stellte klar, dass rund um die Uhr gesendet werden soll, "mit Vorberichten, Interviews und Takshows in gewohnter Qualität".

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