French Open: Auf Björn Borgs Spuren im Sand

Für Deutschlands besten Tennisprofi Philipp Kohlschreiber steht in Paris die Qualifikation für Olympia auf dem Spiel. Andere Probleme hat Branchenprimus Roger Federer.

Peking oder doch kein Peking? Philipp Kohlschreiber will sich für Olympia qualifizieren. Bild: reuters

Lächelnd wie immer nahm sich Ana Ivanovic der Aufgabe an, aber mit dem Resultat ihrer Bemühungen waren nicht alle zufrieden. Die liebreizende Serbin zog am Freitag im Club des Loges des Stadions Roland Garros die Lose für die am Sonntag beginnenden French Open, und vor allem Deutschlands Tennisprofis dürften danach zu dem Schluss gekommen sein, das hätte sie besser machen können.

Als Gegner für Philipp Kohlschreiber zog Ivanovic den an neun gesetzten Schweizer Stanislas Wawrinka, für Nicolas Kiefer hatte sie den Finnen Jarkko Nieminen im Angebot, für Rainer Schüttler den Amerikaner James Blake, für Benjamin Becker den Russen Michail Juschni und für Denis Gremelmayr den Sieger der Australian Open, die Nummer drei der Welt, Novak Djokovic. Thomas Haas dagegen musste gestern seinen Start in Paris absagen. Der 30-Jährige leidet noch immer an Schulterproblemen.

Philipp Kohlschreiber dagegen ist fit. Vor vier Monaten allerdings, beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres, hatte er sogar noch zu den 32 Gesetzten gehört. Das hat den Vorteil, zumindest in den ersten beiden Runden nicht auf andere Gesetzte zu treffen. In der Folge eines eher durchwachsenen Frühjahres mit diversen Malaisen gehört er in Paris aber nicht zur Elite. Stanislas Wawrinka hingegen schon: Nachdem er Anfang Mai beim Mastersturnier in Rom das Finale erreicht hatte, zählt der Westschweizer zu den Top Ten des Tennis.

Für Kohlschreiber geht es in Paris um mehr als bei einem ganz normalen Grand-Slam-Turnier, es geht für ihn im roten Sand des Stade Roland Garros auch um die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Peking. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) verlangt als Norm entweder Platz 24 in einer sogenannten bereinigten Weltrangliste (da jede Nation maximal vier Spieler fürs Einzel melden darf, zählen weitere Spieler derselben bei der Berechnung nicht) oder das Erreichen des Halbfinales eines Mastersturnieres oder des Viertelfinales eines Grand-Slam-Turniers.

In der aktuellen Weltrangliste steht er auf Platz 35. Um nach vorn zu kommen, müsste er in Paris mindestens die dritte Runde erreichen - im vergangenen Jahr war er in Runde zwei ausgeschieden -, aber die direkte Lösung wäre die Variante Viertelfinale. Haut all das nicht hin, kann Kohlschreiber nur darauf hoffen, als Härtefall anerkannt zu werden.

Als Einziger der deutschen Tennisprofis ist Nicolas Kiefer bisher für die Olympischen Spiele qualifiziert, Resultat seines Halbfinales beim Mastersturnier in Madrid im Herbst vergangenen Jahres. Kiefer und Kohlschreiber würden in Peking gern miteinander Doppel spielen, aber dazu müsste sich Kohlschreiber halt qualifizieren. Wobei das in Deutschland zugegebenermaßen schwieriger ist als anderswo: der Internationale Tennisverband (ITF) verlangt als Norm lediglich Platz 48 der Weltrangliste.

Roger Federer muss sich darüber keine Gedanken machen; es gab nie einen Zweifel, dass er in Peking dabei sein würde. Eine Olympische Medaille fehlt dem Meister bisher noch in der Sammlung, aber ihm fehlt nach wie vor auch der Titel in Paris. In den vergangenen drei Jahren war er jeweils an Rafael Nadal gescheitert - 05 im Halbfinale, 06 und 07 im Finale -, doch weder diese Tatsachen noch die Krankheit zu Beginn dieses Jahres haben seine Zuversicht erschüttert, den bisher fehlenden Grand-Slam-Titel im Hoheitsgebiet von Rafael Nadal gewinnen zu können. "Ich weiß, dass ich das Spiel dazu habe", sagt er, "ich bin ein Naturtalent auf Sand."

Fest steht, dass Rafael Nadal noch nie ein Spiel im Stade Roland Garros verloren hat; 21 Siege in drei Jahren sind ein Wert, für den es im modernen Tennis nur ein Beispiel gibt, die Serie des Schweden Björn Borg. Der gewann insgesamt sechsmal, zwischen 1978 und 1981 viermal in Folge, und in diesen Spuren bewegt sich Nadal.

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