Geschmacklose Mord-Bemerkung: Hillary Clinton sagt "sorry"

Erneuter Rückschlag für US-Präsidentschaftsbewerberin Clinton: Die Fortsetzung ihres Vorwahlkampfes begründete sie mit dem Mord an Bobby Kennedy 1968.

Ein Wahlkampf-Tabu gebrochen: Hillary Clinton

WASHINGTON taz Sie hat es gesagt - und sich gleich darauf entschuldigt. "Wir erinnern uns alle daran, dass Bobby Kennedy im Juni (1968) in Kalifornien ermordet wurde", sagte Hillary Clinton und wollte am Wochenende damit begründen, warum sie immer noch Wahlkampf macht. Die Ex-First-Lady hatte daran erinnert, dass der damalige demokratische Bewerber Robert Kennedy kurz vor seiner Nominierung erschossen worden war. Zugleich machte sie klar, dass sie den Kampf gegen ihren Konkurrenten Obama nicht aufgeben werde. Auch ihr Ehemann Bill habe 1992 erst im Juni seine Nominierung in der Tasche gehabt.

Der demokratischen Präsidentschaftsbewerberin werden im Rennen um die Nominierung zur Kandidatin ihrer Partei kaum noch Chancen gegen Senator Barack Obama eingeräumt. Nach der Ermordung Kennedys ernannten die Demokraten den damaligen Vize-Präsidenten Hubert Humphrey zum Kandidaten, der später die Präsidentschaftswahl gegen den Republikaner Richard Nixon verlor.

"Das ist eine völlig unglückliche Äußerung, die in der diesjährigen Kampagne keinen Platz hat", rügte ein Sprecher Obamas. Robert Kennedy war am 6. Juni 1968 an den Folgen eines bis heute ungeklärten Attentats in Los Angeles gestorben. Bei seinem jüngeren Bruder Edward "Ted" Kennedy, einem der prominentesten Unterstützer Obamas, war erst in der vergangenen Woche ein bösartiger Gehirntumor diagnostiziert worden.

Kommentatoren kritisierten die Clinton-Worte aufs schärfste. Im Wahlkampf sei es ein Tabu, auf Attentate zu verweisen. Clinton entschuldigte sich kurz darauf für ihre Äußerung. "Ich habe viel an die Kennedys gedacht in diesen Tagen und ich bedauere es, wenn dies … in irgendeiner Weise beleidigend war", sagte sie.

Obama-Anhänger wiesen darauf hin, dass es ernst zu nehmende Morddrohungen gegen den schwarzen Politiker gäbe. Der fünf Monate währende Vorwahlkampf geht demnächst auf die Zielgerade. Am Samstag will die Parteiführung entscheiden, was mit den Delegierten aus den Abstimmungen in Florida und Michigan geschehen soll. Dort hatte Clinton zwar jeweils klar gewonnen. Doch die Partei hatte die Delegierten von der Nominierung beim demokratischen Parteitag Ende August ausgeschlossen, weil beide Staaten ihre Wahltermine entgegen den Parteiregeln vorgezogen hatten.

Clinton, die dem Ausschluss zugestimmt hatte, verlangt, dass die Delegierten nun doch mitstimmen dürfen. Experten erwarten von der Partei eine Kompromisslösung, die den gegenwärtigen Delegierten-Vorsprung Obamas nicht wesentlich verringert.

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