Senatssprecher Richard Meng: Der Steinewerfer aus dem Glashaus

Der Sprecher von Klaus Wowereit vermisst Journalisten mit Rückgrat - ist aber selbst inhaltlich recht flexibel

Der Sprecher des Senats vermisst Journalisten mit Rückgrat - zeigte sich aber selber in der vergangenen Woche inhaltlich recht flexibel. Am Montag diskutierte Richard Meng an der FU mit Studenten über Politik und Journalismus und beklagte, "dass es so häufig Journalistinnen und Journalisten gibt, die mich anrufen und überflüssige Fragen stellen". Wenn er sie darauf anspreche, heiße es oft, der Chefredakteur habe ihnen diese Fragen aufgetragen. Meng kritisierte diese "Bereitschaft im Journalismus, x-Beliebiges auszuführen, weil irgendeiner, der oben sitzt, das so will. Da sagt man sich schon: Wo sind eigentlich noch Leute, die selber etwas wollen?"

Wie anpassungsbereit Meng dagegen selbst die jeweils aktuellen Kommunikationsvorgaben seines Chefs Klaus Wowereit umsetzt, zeigte sich in den folgenden Tagen. Am Dienstag hatte Meng die Entscheidung von Wowereit zu verteidigen, trotz des Vetos der Linkspartei im Bundesrat dem EU-Vertrag gegebenenfalls zuzustimmen. Zwar ist im Koalitionsvertrag vorgesehen, dass das Land sich enthält, wenn SPD und Linke sich nicht einigen können. Diesen Automatismus kritisierte Meng jedoch als "technische Entscheidung". Bei einer so wichtigen Frage wie dem EU-Vertrag müsse dagegen politisch entschieden werden. Nachdem Wowereit dann am Freitag der Linkspartei nachgegeben hatte und das Land sich im Bundesrat enthielt, schwenkte Meng um: "Wenn man einen Koalitionsvertrag abschließt und da steht drin, man muss sich enthalten, dann muss man sich auch enthalten."

Weitere Auszüge aus der Journalisten-Schelte von Meng:

Den Journalisten riet er, den Mut zu haben, zu Inhalten zu stehen. Es sei „immer leichter, sich an irgendeine Kampagne dranzuhängen und dann fünf Politiker anzurufen, die irgendwas ins Mikrofon blubbern und man hat das Gefühl, man hat irgendwas berichtet – aber man hat überhaupt nichts berichtet“.

„Was mir da ein bisschen fehlt ist der innere Antrieb, das Gefühl: Da will jemand was, da will jemand etwas bewegen, etwas hinkriegen, da ist jemand neugierig.“ Konkret vermisst er „eine Neugierde, die einen auch nicht loslässt, wo man auch nicht zufrieden ist, wenn man einmal so einen Text geschrieben hat, sondern Dranbleiben-Wollen.“

Meng ist seit 2007 Senatssprecher, zuvor war er bei der Frankfurter Rundschau stellvertretender Chefredakteur und Leiter des Hauptstadtbüros. Er sei zu seiner Studentenzeit politisch sehr engagiert gewesen, sagte er, und kehre jetzt wieder dahin zurück. Die Entscheidung, vom Journalismus in die PR zu wechseln, hat er nach eigener Auskunft „noch keine Sekunde bereut“: „Ich war es auch ein bisschen leid, immer nur jeden Tag den Kritiker zu spielen. Irgendwann im Leben mal was zu gestalten ist auch schön.“

Bei den Journalisten, die über die Landespolitik berichten, stört Meng auch „die Fokussierung auf die kleine Berliner Welt“. Sein Ziel dagegen: „Den Blick zu weiten, wie sich in unseren kleinen Berliner Themen die großen Trends der Gesellschaft wiederspiegeln, das habe ich mir vorgenommen zu vertiefen. Auch wenn ich nach einem halben Jahr noch nicht das Gefühl habe, da viel bewegt zu haben – ich bleibe trotzdem dran“, sagte Meng in den Applaus der Studierenden.

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