die wahrheit: Kurt Beck - das graue Geheimnis

Im nächsten Jahr ist Bundestagswahl. Längst aber befinden wir uns bereits im Vorwahlkampf. Dann machen wir doch mal...

Im nächsten Jahr ist Bundestagswahl. Längst aber befinden wir uns bereits im Vorwahlkampf. Dann machen wir doch mal den bewährten Test, ob die derzeitige Nummer eins der Sozialdemokraten, der SPD-Vorsitzende Kurt Beck, überhaupt eine Chance hat gegen die amtierende Bundeskanzlerin. Dafür sagen wir dreimal hintereinander mit hochoffiziöser "Tagesschau"-Stimme: "Bundeskanzler Kurt Beck. Bundeskanzler Kurt Beck. Bundeskanzler Kurt Beck." Hmmm …? Das ist ja seltsam. Früher hat der Test zuverlässig funktioniert. Bundeskanzler Rainer Barzel - das klang völlig grotesk. Oder Bundeskanzler Rudolf Scharping - das ging rein gar nicht. Aber Bundeskanzler Kurt Beck? Das ist merkwürdig uneindeutig.

Als Willy Brandt noch Bundeskanzler war, gab es an unserem Frühstückstisch immer den gleichen Spruch. Jemand griff zur Leberwurst, und prompt sagte ein anderer: "Leberwurst - das graue Geheimnis." Denn man wusste ja nie, was der Metzger darin verwurstet hatte. Schauermärchen wurden erzählt von Schweinefüßen und Rinderhoden und anderen groben Widerwärtigkeiten. Deshalb hatte ich eine besondere Strategie zur Abwehr von möglichen Bazillen und Bakterien entwickelt. Ich gab auf die Leberwurst ein paar kräftige Spritzer Maggi. Die Flüssigwürze aus dem braunen, verklebten Fläschchen war eine Art Desinfektionsmittel für Speisen und schmeckte auch so. Mit dem Messer zog ich tiefe Kanäle in die Leberwurstschnitte, damit das Maggi fein verlief. "Eine Zunge wie ein ostpreußischer Stallknecht", kommentierte dann jemand meine juvenile Geschmacksverwirrung. Wobei es an unserem Frühstückstisch niemanden gab, der ostpreußische Stallknechte kannte oder deren Zungen. Aber wahrscheinlich schmeckte die Leberwurst genau deshalb besonders gut, weil sie ein ewiges Geheimnis umwehte.

Kurt Beck ist so etwas wie das graue Geheimnis der SPD. Man weiß nicht genau, was in dem Pfälzer steckt. Ein bisschen Willy Brandt? Ein wenig Rudolf Scharping? Oder eine Prise Gerhard Schröder? Womöglich auch ein paar Schweinefüße und Rinderhoden? Sicher ist nur, dass Kurt Beck allenfalls mit Maggi genießbar ist. Wer aber ist das Maggi für Kurt Beck? Das kann nur eine sein: Andrea Nahles. Die studierte Germanistin Andrea Nahles redet jedenfalls, wie ein Desinfektionsmittel riecht. Da fragt man sich doch: Warum schicken die Sozialdemokraten nicht gleich die pure Würze ins Rennen? Das ist es! Die Lösung aller SPD-Probleme: Andrea Nahles wird Kanzlerkandidatin. Schnell der Test: "Bundeskanzlerin Andrea Nahles. Bundeskanzlerin Andrea Nahles. Bundeskanzlerin Andrea Nahles." Es funktioniert! Andrea Nahles wird ganz sicher nächstes Jahr Kanzlerin.

Und was wird aus Kurt Beck? Der wird einen aus der Mode gekommenen Posten übernehmen und wiederbeleben. Kurt Beck wird graue Eminenz. Das ist es, was das Merkel-Land braucht, über das sich in den vergangenen Jahren wieder eine bleierne Schwere gelegt hat wie zu muffigsten Kohl- und Adenauerzeiten. Mit dem Traumpaar Nahles und Beck aber kommen rosige Zeiten zu auf die Deutschen. Zumindest auf die deutschen Satiriker. Die schon jetzt mit ihren ostpreußischen Zungen schnalzen.

Die Wahrheit auf taz.de

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

ist die einzige Satire- und Humorseite einer Tageszeitung weltweit. Sie hat den ©Tom. Und drei Grundsätze.

kari

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.