Weltweiter Fischbestand: Die Hälfte wird "voll ausgebeutet"

Die Welternährungsorganisation diskutiert in Bremen, wie die Fischerei weltweit nachhaltiger werden könnte. Greenpeace fordert die Ausweisung von Schutzgebieten.

Ein frischer Hornfechtfang aus der Ostsee: Bald Vergangeneit? Bild: dpa

Ein Viertel des weltweiten Fischbestandes steht vor dem Zusammenbruch. Die Hälfte des Bestandes wird zudem bis an die Grenze des Verträglichen ausgebeutet, während der Fischkonsum weltweit steigt. Das ist die Lage, mit der sich das Fischhandelskomitee der Welternährungsorganisation (FAO) in dieser Woche in Bremen auseinandersetzt. Vertreter von 60 Staaten diskutieren über Minimumstandards für Ökolabel, eine verbindliche Herkunftsdokumentation für Fisch und über die nachhaltige Bewirtschaftung der Bestände. "Wir sind von einer verantwortungsvollen Fischerei noch weit entfernt", sagte der FAO-Direktor für Fischereiprodukte, Grimur Valdimarsson, im Vorfeld der Konferenz.

Was es bedeutet, dass die Hälfte des wilden Fischbestandes im Meer "voll ausgebeutet" wird - darüber sind Umweltschützer und Vertreter der Fischereiwirtschaft geteilter Meinung. Der Meeresexperte von Greenpeace, Thilo Maack, geht davon aus, dass die Bestände damit "bis an die Grenze der biologischen Sicherheit" befischt werden - mit dem Risiko, dass tatsächlich eine Überfischung stattfindet.

Peter Breckling vom Deutschen Fischereiverband sieht die 50 Prozent "nahe der Grenze dessen, was nachhaltig nutzbar ist". Kritisch ist das Fischen bis hart an die Grenze, weil in großem Umfang illegal gefischt wird. 30 Millionen Tonnen Fisch würden pro Jahr illegal aus dem Meer geholt, sagt Maack unter Berufung auf die FAO. Die legale Fangmenge liegt derzeit bei rund 90 Millionen Tonnen pro Jahr.

Greenpeace fordert, Schutzgebiete einzurichten, in denen sich Fischpopulationen erholen könnten. Der Fischereiverbandsexperte Breckling hält das hingegen nur an besonderen Orten wie Korallenriffen für sinnvoll, an denen sich Fische ständig aufhalten. Darüber hinaus plädiert er für einen vorübergehenden Schutz. Sollten Schwärme junger Fische in einem bestimmten Gebiet gesichtet werden, könnte dieses für einige Wochen für die Fangflotten gesperrt werden. Breckling hält die jährliche Fangmenge von 90 Millionen Tonnen für eine stabile Größe. Bei einer nachhaltigen Bewirtschaftung ließe sich diese Menge sogar um 10 Millionen Tonnen steigern. "Durch Bewirtschaftungsfehler verschenkt man Möglichkeiten", sagt Breckling. Der starke Verbrauchszuwachs der Jahre 2003 bis 2007 von 140 auf 145 Millionen Tonnen jährlich wurde nach Berechnungen der FAO durch Zuchtfische abgedeckt.

Auf der Tagesordnung der Bremer Konferenz steht auch ein Vorschlag, das Washingtoner Artenschutzabkommen (Cites) für eine Begrenzung des Fischfangs nutzbar zu machen. Es verbietet den Handel mit bedrohten Arten.

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