NHL-Finale im US-Eishockey: Jugend forsch

Im Finale um den Stanley Cup kollidieren humorlose Erfahrung und jugendlicher Überschwang - mit offenem Ausgang.

Pinguine in Euphorie: Das Pittsburgher Team nach dem Sieg. : rtr

"Ich kenne doch mein Team", gab ein unerschütterlicher Michel Terrien nach der fünften Partie des Stanley-Cup-Finales zu Protokoll. Gerade hatten die von ihm betreuten Pittsburgh Penguins mit 4:3 gewonnen und die Hoffnung am Leben erhalten auf den ganz großen Coup gegen die Detroit Red Wings, die bereits zehnmal in ihrer Geschichte die Meisterschaftstrophäe der besten Eishockey-Liga der Welt in die Höhe stemmen durften.

Auf eine solch lange Tradition können die Schlittschuhläufer aus der Stahlmetropole nicht zurückblicken. Seit 1967 gibt es das Team, gut vierzig Jahre mehr Erfahrung hat die Equipe aus "Motor City" zu bieten. Auch in den Bediensteten beider Mannschaften spiegelt sich dieser Unterschied wieder: 14 Spieler der Red Wings sind 30 Jahre oder älter, Pittsburgh dagegen hat sich mit dem Programm "Jugend forsch" ins Finale gespielt. Mit Goalie Marc-André Fleury (23), den Stürmern Jordan Staal (19) und Jewgeni Malkin (21) steht ein Kontrastprogramm zu den altgedienten Detroit-Haudegen auf dem Eis.

Einer jedoch steht über allen: Sidney Crosby. Der 20-Jährige galt schon vor seinem NHL-Debüt 2005 als Heilsbringer, als legitimer Nachfolger von Wayne Gretzky, dem Besten aller Zeiten. Anknüpfen sollte er an die erfolgreichste Zeit der Penguins Anfang der 90er mit den Legenden Mario Lemieux und Jaromir Jagr. Und Crosby erfüllte die Erwartungen auf ganzer Linie. In nur drei Jahren führte er das Team aus dem Tabellenkeller ins Finale. "Schon in diesem Alter ist er ein großartiger Anführer und Kapitän. So, wie er sich auf beiden Seiten des Spielfelds reinhängt, so hat ein Team Erfolg", adelt ihn Coach Terrien.

So ist es auch nicht Crosby, sondern Malkin, ligaweit der zweitbeste Scorer der abgelaufenen Saison, der nun in der Finalserie völlig neben sich steht. Lief der Russe in der regulären Saison, als Crosby verletzt fehlte, noch zu Höchstform auf, ist er davon nun, seit es gegen Detroit geht, weit entfernt. Nach der vierten Partie, die mit 2:1 an die Red Wings ging, saß Malkin in der Umkleidekabine der heimischen Mellon Arena, den Kopf in den Händen vergraben. Nur noch einen Sieg brauchte Detroit nun, die jungen Wilden aus Pittsburgh standen mit dem Rücken zur Wand. "Ich bin frustriert und enttäuscht von meiner Leistung. Ich weiß auch nicht, was los ist," so ein konsternierter Malkin.

Am Montag nun, in diesem durch dreimalige Verlängerung fünftlängsten Spiel in der Geschichte der Stanley-Cup-Finals, als Pittsburgh 2:0 führte, dann in Rückstand geriet, 35 Sekunden vor Schluss der regulären Spielzeit doch noch den Ausgleich schaffte und schlussendlich glücklich gewann, war es eben jener Malkin, der die Entscheidung mit erzwang und den Penguins die Titelhoffnungen erhielt.

"Glücklicherweise bekam ich diesen erstklassigen Pass von Gino", gab sich Teamkollege und Siegtorschütze Peter Sykora erleichtert. "Gino" ist der wenig russisch klingende Spitzname von Malkin. "Ein klasse Spieler wie er wird schon wieder zu sich finden, das ist nur eine Frage der Zeit", versuchte Kapitän Crosby vor dem Spiel wie ein alter Hase, seinen deprimierten Mitspieler aufzubauen - anscheinend mit Erfolg.

Heute Nacht können die Pinguine mit einem Heimsieg den 3:3-Ausgleich in der Best-of-seven-Serie schaffen. Matchwinner Sykora übrigens ist 31 und seit 13 Jahren in der NHL. Ganz ohne Erfahrung geht es dann eben doch nicht.

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