Justiz: Opfer von Nazi-Schlägern wartet auf Urteil

Der Prozess um einen Neonazi-Angriff in Pankow wird nach der Aussage eines der Opfer auf den Herbst vertagt

Die Faustschläge und Tritte hat Franz C. schnell verwunden. Was bleibt, ist die Angst vor weiteren Angriffen der Neonazis. Seitdem 15 junge Rechtsextremisten ihn und andere Jugendliche nach einer Antimoscheedemo in Pankow gewalttätig überfallen hatten, fühle er sich "unbehaglich", wenn er im Bezirk "allein unterwegs" ist, sagte der 19-Jährige am Dienstag im Zeugenstand des Amtsgerichts Tiergarten.

Im Juli vergangenen Jahres hatte die "Initiative Pankow-Heinersdorfer Bürger" eine Demonstration gegen den geplanten Bau einer Moschee der Ahmadiyya-Gemeinde veranstaltet. Zeitgleich fand eine antifaschistische Gegenkundgebung am Pankower Garbáty-Platz statt. Laut den Erzählungen des Attackierten griffen die Neonazis eine Gruppe 14- bis 19-jähriger Jugendlicher, die sie für politisch links hielten, nach der Demo brutal an. "Ich konnte nicht so genau verstehen, was sie dabei riefen", berichtet Franz C. "Später habe ich dann gehört, dass es Parolen wie ,Antifa, wir kriegen euch' und ,Jetzt klatscht es gleich richtig' gewesen sein sollen." Dabei habe er bei den Demos "bloß zugeschaut".

Zivilbeamte der Polizei verhinderten damals, dass der Angriff der Rechtsextremisten auf die Jugendlichen ausartete. Einige der Angreifer wurden bereits im Oktober 2007 zu Haftstrafen zwischen 5 und 16 Monaten verurteilt. Fünf weitere Schläger müssen sich nun vor Gericht wegen Körperverletzung verantworten. Die Angeklagten machten jedoch den Eindruck, als hätten sie mit der Sache nichts zu tun gehabt: "An dem Überfall selbst war ich nicht beteiligt", sagte etwa David G. aus Lichtenberg. Laut einer Pressemitteilung der Vereinigten der Verfolgten des Naziregimes (VVN) ist er in der rechten Jugendszene kein Unbekannter. Auch Domenic von der P. fühlt sich unschuldig. "Die Polizisten haben mich einfach angegriffen und an die Wand gedrückt.", sagte er.

Ob und wie die fünf Jugendlichen verurteilt werden, bleibt vorerst offen. Richter Stephan Kuperion äußerte, die Beweisaufnahme nehme "ein solches Ausmaß" an, dass sie auf September und Oktober dieses Jahres verlegt werden müsse. Dann soll es weitere Verhandlungstage geben.

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