Rafael Nadal bei den French Open: Das neue Maß der Dinge

Rafael Nadal siegt weiter im Eiltempo und erinnert in seiner Dominanz in Paris an die große Zeit von Björn Borg.

Furchterregend in Form: Rafael Nadal Bild: ap

PARIS taz Zur Feier seines 22. Geburtstages hätte er ein hübscheres Hemd anziehen können, aber auf Äußerlichkeiten legt er keinen allzu großen Wert. So trug Rafael Nadal ein schlichtes weißes Polo-Shirt seines Ausrüsters mit vier untereinander stehenden Jahreszahlen vorn drauf. 2005 bis 2007 waren durchgestrichen, 2008 war noch frei. Aber wenn nicht alles täuscht, dann wird auch dieses Jahr demnächst durchzustreichen sein. Der Spanier war furchterregend in Form beim Sieg im Viertelfinale gegen den Landsmann Nicolas Almagro (6:1, 6:1, 6:1), und der war nicht irgendwer, sondern in diesem Jahr einer der erfolgreichsten Spieler auf Sand.

"Wenn er auf diesem Niveau ist, dann kann man nicht gegen ihn spielen", meinte Almagro hinterher. "Dann kann man ihm nur zum Geburtstag gratulieren und alles Gute für den Rest des Turniers wünschen." Für den Auftritt dieses Tages fand die Londoner Times einen hübschen Vergleich. Nadal hätte, schrieb das Blatt, vermutlich auch mit dem Geburtstagskuchen auf dem Kopf gewonnen, den ihm die Veranstalter nach dem Spiel geschenkt hatten. Ein einseitigeres Viertelfinale, gemessen an den Zahlen, hat es in Paris in der Zeit des Profitennis jedenfalls noch nie gegeben, und bei allen Grand-Slam-Turnieren der letzten 40 Jahre insgesamt steht Nadal damit an zweiter Stelle.

Auf dem Weg ins Halbfinale, in dem er am Freitag gegen Novak Djokovic spielen wird, hat er 25 Spiele abgegeben, davon fünf im allerersten Satz, und das hat im Stade Roland Garros noch keiner geschafft. Die bisherige Rekordmarke stammte vom großen Björn Borg aus den Jahren 78 und 80, und mit Borgs Dominanz wird Nadals Siegesserie nun immer öfter verglichen. Der Schwede gewann die French Open insgesamt sechsmal - 1975/76 und viermal in Folge zwischen 1978 und 1981 - und setzte damit, wie es lange Zeit den Anschein hatte, das Maß aller Dinge.

"Worte, Worte, Worte", sagt Rafael Nadal über das Spiel zwischen Vergangenheit und Gegenwart. "Wie kann ich es wagen, mich mit Björn Borg zu vergleichen? Er war einer der drei besten Spieler der Geschichte." Einer, der im Gegensatz zum Spanier oder zu Roger Federer oder auch zu Pete Sampras in Paris und in Wimbledon gewonnen hat. Anders als Federer, der blumigen Ausflügen in die Historie des Tennis nicht abgeneigt ist, ist Nadal handfester Realist. Was den interessiert, das findet zwischen den weißen Linien statt, und deshalb kümmert er sich auch nicht um längst zurückgetretene Schweden, sondern um einen aktiven Serben.

Novak Djokovic zeigte beim Sieg gegen Ernsts Gulbis, dass er bereit und in Form für die Begegnung mit Nadal am Freitag ist, in der es, wie schon im Finale der German Open in Hamburg, auch um die Nummer zwei der Weltrangliste gehen wird. Das vor allem am Ende spektakuläre Spiel in Hamburg hatte Nadal gewonnen - wie bisher jedes gemeinsame Spiel auf Sand.

Djokovic glaubt, in Hamburg habe er Pech gehabt, und so viel Pech könne er nicht schon wieder haben. Der allgemeine Lobgesang auf Nadal ist ihm nicht entgangen, aber offensichtlich findet er, damit könne es jetzt mal gut sein. Auf die Frage, ob die Herausforderung in Paris gegen Nadal größer sei als die in Wimbledon gegen Roger Federer, antwortete er, das könne er nicht sagen, denn er habe noch nicht in Wimbledon gegen Federer gespielt. "Aber es geht mir auch nicht in erster Linie darum, Nadal zu besiegen. Wichtiger ist, den Titel zu gewinnen."

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