Auf dem Weg zum Weltstar: Die Zukunft ist Lahm

Bundestrainer Löw wird seine Aufstellung für das Spiel gegen Polen erst am Samstag verkünden. Dass Philipp Lahm zu den Auserwählten gehören wird, steht bereits fest.

Den DFB-Pokal kann er schonmal stemmen. Bild: reuters

TENERO taz Es wird wichtig. Die Zeit der Lässigkeit ist vorbei. Die Grinsegesichter voll strahlender Zuversicht sind ernsten Mienen gewichen. Der DFB-Tross wirkt drei Tage vor dem EM-Auftakt gegen Polen am Sonntag nur wenig heiter. Als gestern Joachim Löw, der Bundestrainer, und Deutschands Musteraußenverteidiger Philipp Lahm der Presse vorgeführt wurden, war schnell klar, wie die Botschaft des Tages lauten würde: Es wird schwer, aber wir sind bereit.

Die Münder leicht gespitzt, die Augen weit aufgerissen, so als wollten sie den grauen Tag von Tenero mit ihren blitzenden Pupillen ein wenig zum Strahlen bringen, berichteten Lahm und Löw von der Stimmung im Team. Es herrscht gespannte Vorfreude. Alle trainieren, der müde Christoph Metzelder wird spritziger, der in der abgelaufenen Saison so oft und schwer verletzte Torsten Frings ist so fleißig, dass es eine wahre Freude ist. Probleme? Fehlanzeige. Und wenn nach dem arg schwächelnden Bastian Schweinsteiger gefragt wird, dann wird der Bayer flugs verteidigt. Kommt die Rede auf Lukas Podolski, dann heißt es, dass der "grundsätzliche Stürmer" auch im Mittelfeld eine Verstärkung sein kann. Alles scheint gerichtet im Team, auch wenn erst am Samstag festgelegt wird, wer auflaufen darf.

Dass Philipp Lahm zu den Auserwählten zählen wird, das steht indes fest. 24 Jahre ist er alt, erst, und doch kann man sich ein deutsches Nationalteam ohne ihn nicht vorstellen. 41 Spiele hat er für Deutschland schon bestritten. Auf seiner Lieblingsposition rechts hinten, als Linksverteidiger und sogar im Mittelfeld hat er dabei fast immer überzeugt. Jetzt will er nicht mehr experimentieren. Er will absolute Weltspitze sein. Und das kann er, davon ist er ganz fest überzeugt, nur auf der rechten Außenbahn. Es sei "nur ein Tick", dass er rechts besser spiele als auf links. Genau diese "Nuancen" seien es aber, die den Unterschied ausmachen. Lahm versteht es, den coolen Konzentrierten zu geben, und dennoch kann er seinen Ehrgeiz nur schwer verbergen. Er will mehr sein als ein guter deutscher Nationalspieler, er möchte etwas Besonderes sein. Er will das werden, was Michael Ballack als einziger im deutschen Team ist - ein Weltstar.

Dass er das, als Verteidiger zumal, nur in großen, funktionierenden Teams werden kann, das weiß er. Lange hat er sich nicht vorstellen können, sich bei Bayern weiterentwickeln zu können, sprach von Auslandserfahrung, von Real Madrid. Jetzt hat er in München einen Vertrag bis 2012 unterschrieben. Zum einen weil er an die Bayern glaubt, zum anderen weil er weiß, dass ihm noch genug Zeit bleibt, woanders in der Welt mit seinen 1,70 Metern Größe zu zeigen. Zweifel scheint der kleine Mann nicht zu kennen. Er will sich weiter "entwickeln", so wie er sich in den letzten zwei Jahren vom Shootingstar zum Spitzenspieler "entwickelt" hat. Entwickeln. Es war das Wort des Tages in Tenero.

Entwickelt habe sich, so Lahm, auch das deutsche Nationalteam. Von der forschen WM-Gemeinschaft zur funktionierenden Mannschaft, die sich sicher durch die EM-Qualifikation gespielt habe. Lahm glaubt an das Team, glaubt an die Entwicklung der Abwehr während des Turniers. "Bei der WM ist noch bis nach dem Eröffnungsspiel über die Abwehr geredet worden", sagt er. Und dann habe man bis zum Turnierende nur noch vier Tore kassiert. Das sollte also keine Probleme geben. Und das Mittelfeld? Der schwache Schweinsteiger? Der habe gerade bei den Turnieren, beim Confed-Cup und bei der WM, gezeigt, dass er da ist, wenn man ihn braucht. Nein, Schweinsteiger ist für Lahn kein Problemfall. Der Verteidiger stellt sich vor den Mittelfeldmann, der Bessere nimmt den Guten in Schutz. Lahm und der ehemalige Hoffnungsträger Schweinsteiger haben längst die Rollen getauscht. Schweini ist out. Die Zukunft ist Lahm.

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