Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Muss man jetzt eigentlich Euro 2008 statt Europameisterschaft sagen? Seriöse Journalisten sagen natürlich EM, meint Friedrich Küppersbusch.

taz: Was war schlecht in der letzten Woche?

Friedrich Küppersbusch: Die hatten diese Flaggen von der WM nur im Kofferraum versteckt

Was wird besser in dieser?

Gefühltes Drittel flaggt sein Auto nationalpromisk, hier oft links türkisch, rechts deutsch.

Am Dienstag äußert sich Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann zum gesellschaftlichen Engagement seines Instituts. Können Banken Gutes tun?

Auf meinem Konto ist noch Platz. Ja.

Eon klagt gegen "Gaspreisverweigerer", am Mittwoch wird das Urteil erwartet - müssen Energiekonzerne Kunden ihre Preiserhöhungen plausibel machen?

Nee, dämonischerweise bekämen die Gasmänner Probleme, wenn sie die Preise jetzt nicht erhöhten: Um auch andere Energien wie eben Gas zu fördern, wurde dessen Preis vor Jahrzehnten an die "Leitwährung" Öl gekoppelt. Indes ist neuerdings der Bund für die Kontrolle der Energiepreise zuständig, der Gaspreis ist also immer auch ein Leistungsnachweis über Schankwirtschaftsminister Glos. Ihm könnten Gaspreisverweigerer aufhelfen - auch wenn sie vor Gericht keine Chance haben dürften.

Am Montag treffen sich Angela Merkel und Nicolas Sarkozy: Was ist eigentlich aus der Mittelmeerunion geworden? Und was hat Deutschland darin zu suchen?

Sarkozys Idee, gelegentlich seiner EU-Präsidentschaft auch gleich für zwei Jahre Chef der Mittelmeerunion zu werden, ist vorerst ausgebremst. Eben indem alle 27 EU-Mitglieder auch Mittelmeerunionisten werden. Sicher eine reizvolle Perspektive für die baltischen Staaten zum Beispiel. Und: Egal! Wenn das Ding in ein paar Jahrzehnten taugt, aus den ewigen Kriegsgegnern im östlichen Mittelmeer Bündnispartner zu machen, ist jeder Mumpitz festlich zu begrüßen. Und lache da keiner, sondern gucke sich das deutsch-französische Verhältnis ohne und mit EU an.

Huch!? Am Dienstag besucht ja US-Präsident George W. Bush Deutschland! Wieso scheint das niemanden zu interessieren?

Das scheint nur so. In Wirklichkeit finden wir es doof.

Und wieder verhandelt das Bundesverfassungsgericht Beschwerden gegen das Rauchverbot - lassen die Sorgen kleiner Kneipiers die Verordnung langsam erodieren?

Irland etwa hatte das Rauchverbot früh, umfassend und kompromisslos. Dort redet heute keiner mehr drüber. Im Umgang mit unseren Kindern habe ich gelernt: Wenn ich schon was vorschreiben muss, dann mache ich die Kinder irre, wenn ich "Habt mich aber trotzdem lieb", hundert Ausnahmen und Vielleichts und bizarre Spezialregelungen einführe. Diese nicht enden wollende Debatte in Deutschland ist nicht der Gegner, sondern das Produkt der Politik.

Eingeführt, abgeschafft - und am Mittwoch verkündet ein hessisches Gericht, ob die Studiengebühren verfassungsgemäß waren. Ein erster Dominostein, der die Gebühren bundesweit zu Fall bringen könnte?

Ja, aber hoffentlich! Die Sozis, die hier ihre eigene Bildungspolitik verrieten, regieren inzwischen kaum mehr ein Bundesland. Sie können sich wieder ihren Idealen zuwenden und Bildung für alle fordern.

Die Sarah-Wiener-Stiftung wird vorgestellt, die Michael-Stich-Stiftung veranstaltet ein Drachenbootrenen - muss den sein schlechtes Gewissen plagen, der noch keine Stiftung gegründet hat?

Manchen Promis gestehe ich das als Notwehr zu: Wenn man gegen diese ominöse "Prominenz" schon nichts machen kann, kann man sie wenigstens für etwas Vernünftiges arbeiten lassen.

Die Grünen wollen in NRW auch 14-Jährige wählen lassen. Ist das sinnvoll?

Ja, dann bleibt uns Schwarz-Grün in Düsseldorf erspart.

Hillary Clinton hat das Rennen beendet. Endlich?

Wenn die Democrats das rauskriegen wollten, wissen sie jetzt: Man muss den Amerikanern mit einer Frau Angst machen, damit sie einen Farbigen akzeptieren. Oder umgekehrt. Für die Medien ist das Gleichauf von McCain und Obama die interessanteste Ausgangsposition. Keiner wird bis zur Wahl einen großen Vorsprung rausarbeiten.

Bild regt sich über die polnischen Presse auf - und unterschlägt, dass es ihre polnischen Springer-Titel sind. Normales Boulevardgeschäft?

Die kübeln sich einen ordentlichen Springer-Stiefel zusammen, ja. Man möchte sich immer trösten damit, dass Bild immerhin die Völkerfreundschaft mit Israel gemäß Gründerweisung hochhält. Aber … schämt sich Israel für solche Freunde nicht?

Muss man jetzt eigentlich Euro 2008 sagen? Ist es altmodisch, von der Europameisterschaft zu sprechen?

Ich habe seit "Berlin, Hauptstadt der DDR" keinen Dada-Claim mehr so dumm-devot vollstreckt erlebt wie vordem die "Fifa (Trademark) WM 2006". Der Umgang des Fußballs mit den Medien ist höfisch; und seriöse Journalisten sagen natürlich EM.

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