Ein schon amtsmüder Premier: Irlands Neuer

Seinen Antrittsbesuch hatte er sich anders vorgestellt. Brian Cowen muss mit dem irischen Nein zum Lissabon-Vertrag im Gepäck zu seinem ersten EU-Gipfel nach Brüssel reisen.

Bereits fünf Wochen nach Übernahme seines Postens recht amtsmüde: Brian Cowen. Bild: dpa

Brian Cowen hat sein Amt erst am 7. Mai von Bertie Ahern übernommen, der wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten von seiner Partei geschasst worden war. Ahern galt als Risiko, da ihm die Wähler im Volksentscheid womöglich einen Denkzettel verpasst hätten. Sein Sturz hat nichts genützt.

Man sah Cowen am Freitag nach der Auszählung der Stimmen an, dass ihn das Nein seiner Landsleute schwer getroffen hat. Er hatte für diesen Fall keine Rede vorbereitet und wirkte bereits fünf Wochen nach Übernahme seines Postens recht amtsmüde.

Über seine Physiognomie ist schon so manche gehässige Bemerkung gefallen. Als er Außenminister war, machte sich der nordirische Protestantenpfarrer Ian Paisley von der Democratic Unionist Party über ihn lustig: Cowen habe so wulstige Lippen, weil seine Mutter sie ihm aus Strafe für seine Ungezogenheit am Fußboden festgeklebt habe, mutmaßte Paisley. Cowen entgegnete, Politik sei kein Schönheitswettbewerb.

So milde reagiert er nicht immer. Wenn ihm etwas nicht passt, kann er grob und laut werden. Das brachte ihm den Spitznamen "Biffo" ein: "Big Ignorant Fucker From Offally". In dieser mittelirischen Grafschaft kam Cowen 1960 zur Welt. Nach seinem Schulabschluss studierte er Jura in Dublin. 1984 ging er in die Politik, da er durch den plötzlichen Tod seines Vaters Bernard Cowen dessen Abgeordnetenmandat geerbt hatte - eine auf dem Lande gängige Praxis, bei der die Wähler nach dem Tod ihres Abgeordneten dessen Witwe oder eines seiner Kinder ins Parlament schicken. Mit 24 war Cowen der jüngste Abgeordnete. Acht Jahre später wurde er Minister für Arbeit, dann Minister für Energie, Transport und Gesundheit. Ab 2000 war er Außenminister, vier Jahre später Finanzminister.

Sein Haushaltsplan 2007 kurz vor den Parlamentswahlen glich einem Bestechungsversuch. Cowen erhöhte die Staatsausgaben, um Renten und Sozialhilfe steigern und die Steuern senken zu können. Es war wohl auf absehbare Zeit die letzte Gelegenheit für Großzügigkeit, denn das irische Wirtschaftswunder geht zu Ende.

Cowen ist Anhänger traditioneller irischer Sportarten. Zudem singt er gar nicht schlecht: 2003 war er mit einem Lied auf einer CD vertreten, deren Erlös einer Wohltätigkeitsorganisation zugute kam. In einem Interview gab Cowen zu, dass zu Studienzeiten auf Partys öfter mal ein Joint kreiste. "Im Gegensatz zu Bill Clinton habe ich inhaliert", sagte er.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.