Fahrverbot in Peking: Bessere Luft für Olympioniken

In der chinesischen Hauptstadt dürfen Autos nur noch jeden zweiten Tag fahren. Damit will die Regierung den Smog bekämpfen. Aber nur für die Dauer der Olympischen Spiele.

Der Weltöffentlichkeit nicht zuzumuten? Peking an einem normalen Verkehrstag Bild: dpa

Nur halb so viele Autos auf den Straßen, kein Baustaub und kein Rauch aus den Schloten: Mit diesen Tricks wollen Pekings Politiker das Wunder vollbringen, die dicke Luft der Hauptstadt wegzuzaubern. Schließlich sollen die Olympia-Athleten ohne Atemnot an ihr Ziel kommen.

Die heiße Phase der Olympia-Vorbereitungen beginnt an diesem Wochenende. Vom 20. Juli bis 20.September, also bis zum Ende der Paralympischen Spiele, hat der Kampf um gute Luft Vorrang. Die Regierung hat angeordnet, 70 Prozent aller Dienstwagen stillzulegen. Privatautos dürfen - je nach Autokennzeichen - nur an geraden oder ungeraden Tagen fahren. Rund die Hälfte der 3,3 Millionen Autos verschwindet somit aus dem Verkehr. Nur Taxen, Busse, Kranken- und Polizeiwagen sowie Militärlaster sind ausgenommen. Um die Straßen weiter zu entlasten, sollen die Behörden und Geschäfte ihre Angestellten möglichst zu Hause oder in Gleitzeit beschäftigen.

Immer wieder haben Pekings Umweltkontrolleure enorm hohe Stickstoff-, Schwefel- und Feinstaubwerte gemessen. An solchen Tagen legt sich die dicke Smogdecke auf die Haut, lässt die Augen brennen, reizt die Bronchien und betrübt das Gemüt. Dann sind von den obersten Stockwerken der Hochhäuser nur Schemen zu erahnen. Alles wirkt gelblich grau.

Auch wenn die amtlichen Kontrolleure schworen, dass sich die Lage gebessert habe und die Stadt mehr blaue Tage als früher erlebe, wollte dies bislang kaum jemand so recht glauben. Internationale Experten warfen den Pekingern sogar vor, die Messzahlen zu manipulieren, um das wahre Ausmaß der Malaise zu vertuschen.

Nun werden, um die Straßen zu entlasten, zwei weitere U-Bahn-Strecken in Betrieb genommen. Auch der Airport-Express startet an diesem Wochenende, mit dem Passagiere in 16 Minuten vom Flughafen ins Zentrum der Stadt kommen.

Millionen Pekinger, die in den vergangenen Jahren Tag und Nacht nicht nur unter dem Staub, sondern auch unter dem Lärm tausender Baustellen gelitten haben, können überdies aufatmen: Die Regierung hat einen Baustopp angeordnet. In der Hauptstadt und in den Nachbarstädten und -provinzen sollen über 300 Betriebe stillgelegt werden, vor allem Chemie-, Zement- und Stahlwerke. Damit wollen die Behörden verhindern, dass von außen verdreckte Luft heranweht.

Das Stahlwerk Shougang am Fuß der Westberge hat angekündigt, seine Produktion in den nächsten Wochen auf 27 Prozent der Kapazität herunterzufahren. Aus seinen Schornsteinen quollen in der Vergangenheit rund ein Zehntel aller Schadstoffe, die Pekings Luft so stark belastet haben, heißt es. Drei ihrer Hochöfen und Walzwerke hat die Fabrik bereits stillgelegt. Bis zum Jahr 2010 soll die gesamte Stahlproduktion in die Nachbarprovinz Hebei verlegt werden.

Während der Spiele, da sind sich die meisten Experten einig, wird die Luft klar genug sein.

Leicht werden es die Sportler in Peking trotzdem nicht haben: Die Spiele zwischen 8. und 24. August fallen in die heißesten und feuchtesten Wochen des ganzen Jahres. Dann gleicht Peking einer Mischung aus Sauna und Waschküche. Besser haben es die Teilnehmer der Paralympischen Spiele: Der milde und trockenere September ist die schönste Jahreszeit.

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