Olympiaqualifikation der deutschen Basketballer: Kein Grund zum Zweifeln

Nach der erfolgreichen Peking-Qualifikation des deutschen Teams freut sich dessen Star Dirk Nowitzki schon auf den nächtlichen Schokoriegel im olympischen Dorf.

Gewonnen! Was in Peking auf sie zukommt, interessiert sie noch nicht so. Bild: dpa

ATHEN taz Oft sind es wohl die ganz kleinen Dinge, die ganz große Sportler zu außergewöhnlichen Anstrengungen motivieren. Dirk Nowitzki zum Beispiel, Deutschlands aktuell einzig echter Sportweltstar, freut sich auf einen Schokoriegel um Mitternacht. Und zwar "in der Mensa des olympischen Dorfs, um dann auch noch mit einigen anderen Sportlern quatschen zu können".

Das sagte Nowitzki, der bei den Dallas Mavericks immerhin geschätzte 16 Millionen Euro Jahresgage einstreicht, am späten Sonntagabend in den Katakomben der Athener Basketballhalle. Und Nowitzki sagte auch, dass diese Olympiateilnahme für ihn die Krönung sei "nach gigantisch vielen Spielen für Deutschland, bei denen ich über zwölf Jahre meine Knochen hingehalten habe". Ein Schokoriegel also um Mitternacht in Peking als karger Lohn für ein am Ende überaus hartes und nervenaufreibendes Qualifikationsturnier.

Denn ihr Ticket für Peking löste die Deutsche Basketball-Nationalmannschaft erst im letzten Spiel. Die erste Chance der direkten Qualifikation verpasste man am Samstag noch gegen Kroatien (70:76). Gegen Puerto Rico, machten sie es besser und gewannen 96:82. Der Traum der sogenannten silbernen Generation, einmal bei den Weltspielen dabei zu sein, ist also in Erfüllung gegangen. Für viele, wie Dirk Nowitzki (30) und Patrick Femerling (34), war es wohl die letzte Chance.

Nach 16 langen Jahren qualifizierten sich Deutschlands Korbjäger endlich wieder für ein olympisches Turnier. Welchen Wert dieser fast schon historische Erfolg für den deutschen Basketball haben wird, darüber war sich der Präsident des Deutschen Basketball Bundes, Ingo Weiss, noch nicht ganz sicher. "Auf jeden Fall hilft er uns, und das sicher nicht zu wenig", so der 45-jährige Sportfunktionär. Die deutschen Basketballer bekommen es in Peking in der Vorrunde mit Gastgeber China, Top-Favorit USA, Weltmeister Spanien, Griechenland und Angola zu tun. Das aber interessierte am Sonntagabend noch keinen.

Und Dirk Bauermann, der Trainer? Selbst nach dem Puerto-Rico-Match, "das für den Basketball in unserem Land wohl seit Langem wichtigste Spiel überhaupt", blieb der Coach gefasst. Nüchtern analysierte er das Turnier. Der Coach sprach von dem "Teamspirit", von dem die gesamte Mannschaft so beseelt sei. Ob er denn jemals Zweifel an der Qualifikation gehabt hätte, wurde Bauermann gefragt. "Zweifel kenne ich nicht. Und Zweifel darf man in solchen wichtigen Situationen auch nicht haben", antwortete der 50-jährige Trainer.

Grund zu zweifeln hätte er durchaus gehabt. Zum Beispiel nach der Niederlage gegen Kroatien im Halbfinalspiel. Als Bauermann mit ansehen musste, wie der erst vor zwei Wochen eingebürgerte Center Chris Kaman konditionell nicht in der Lage war, dem harten und intensiven Spiel der Kroaten zu folgen. "Es gibt bei Kaman keine Garantie", hat Bauermann stets gesagt. Es stellte sich die Frage, ob der NBA-Star binnen kürzester Zeit in der Lage sei, im physisch härter geführten europäischen Basketball den Rhythmus zu finden. Aber ebenso, ob sich der 2,13-Riese menschlich ins Team einfindet.

"Es ging alles gut, weil Chris Kaman nicht diese typische NBA-Attitüde besitzt", hat Bauermann ausgemacht. Der massige Center erzählte seinen neuen Teamkameraden weniger von seiner Yacht, den Autos und den ganzen anderen Lifestylespielzeugen eines erfolgreichen NBA-Players. Kaman schwärmte von seiner Oma, die noch ein wenig Deutsch spricht. Nun darf sich das Team nach eines ihrer besten Turniere so richtig freuen. Auch auf einen Schokoriegel um Mitternacht in der Mensa des olympischen Dorfs mitten in Peking.

TORSTEN HASELBAUER

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