: Eine Frau, die bleiben wollte
DDR Der RBB zeigt in einer Doku Bärbel Bohleys „Rauswurf“ (22.45 Uhr) anhand ihrer Tagebücher
„Wenn Sie es wagen, mich aus dem Schlaf heraus zu verhaften, dann haben Sie auch den Mut, mich im Nachthemd mitzunehmen!“, sagt Bärbel Bohley den Stasi-Beamten, die sie 1988 mitten in der Nacht festnehmen, ins Gesicht. Kurz darauf muss die Bürgerrechtlerin, Malerin und Mitbegründerin des Neuen Forums aus der DDR ausreisen.
Über die folgenden sechs Monate in der BRD, in Frankreich, Italien und England füllte Bohley ausführlich ihr Tagebuch. Diese Aufzeichnungen wurden nun zur Grundlage für einen Dokumentarfilm, in dem genau diese Zeit von der Festnahme über die Ausreise bis zur Wiedereinreise dargestellt wird.
Zu Anfang sieht man, wie DDR-Fahnen den Kameras die Sicht verhängen, damit es keine Bilder davon gibt, wie Demonstranten, unter ihnen Bärbel Bohley, auf der Liebknecht-Luxemburg-Demonstration 1988 festgenommen werden. Von solchen Originalvideoaufnahmen sind in „Der Rauswurf“ viele zu sehen. Auch durch Interviews mit Menschen aus dem Umfeld der DDR-Oppositionellen ergänzt die Regisseurin Gabriele Denecke Bohleys Tagebuchaufzeichnungen.
Am meisten kommt Werner Fischer, mit dem Bohley damals zusammen ausreisen musste und der mit ihr innerhalb Deutschlands und nach London reiste, zu Wort. Seine Beschreibungen, kombiniert mit den Aufnahmen von früher und den eindrücklich geschriebenen Tagebucheinträgen, bringen die damaligen Umstände nahe und beschreiben die inneren Konflikte, in denen Bohley steckte. Es wird das Bild einer politischen Frau gezeichnet, die es nicht guthieß dorthin ausgewiesen zu werden, wo so viele ihrer Landsleute gerne hingewollt hätten. Und die bereit war, nur mit einer Leiter, aber mit viel medialem Aufsehen über die Mauer zu klettern, wenn sie die Wiedereinreise nicht genehmigt bekommen hätte. MARION BERGERMANN