Krise der Automobilindustrie: Schwere Zeiten für Spritschlucker

Daimler und Ford schocken mit Warnungen, Gerüchte über den Konkurs von General Motors kursieren. Steigen die Konzerne jetzt um auf kleine und Elektroautos?

Ist das die Zukunft? Prototyp eines Chevrolet Volt-Elektroautos von GM Bild: dpa

Die Hiobsbotschaften, die derzeit für fallende Kurse an den Börsen sorgen, kommen aus der Automobilbranche. Nachdem sich die Sorgen zunächst auf General Motors (GM) konzentrierten - selbst ein Konkurs des bislang größten Autoherstellers der Welt schien zeitweilig nicht völlig ausgeschlossen -, warten jetzt Ford und Daimler mit schlechten Nachrichten auf.

Ford meldete einen Verlust von 8,7 Milliarden US-Dollar im zweiten Quartal. Die Aktie verlor daraufhin rund 10 Prozent. Daimler spricht in seiner Meldung zwar von einem "sehr guten zweiten Quartal" - die Daimler-Aktie brach trotzdem um ganze 11 Prozent ein. Grund war die Warnung, der Konzern werde im laufenden Jahr nicht mehr, sondern deutlich weniger Erlöse einfahren als im Vorjahr. Dabei hatte Daimler sich und seinen Mitarbeitern erst letztes Jahr ein Sparprogramm verordnet, bei dem 9.000 Stellen gestrichen wurden.

Daimler verweist auf das schwierige Umfeld: die drastisch gestiegenen Rohstoffpreise, die weltweite Konjunkturabschwächung und insbesondere den Nachfragerückgang in den USA. Zudem leidet der Autobauer unter dem überbewerteten Euro, der alle hiesigen Produkte auf dem Weltmarkt teurer werden lässt. Allerdings müsste es dann im Umkehrschluss den in den USA produzierenden Konzernen Ford und GM vergleichsweise prächtig gehen. Dass das nicht der Fall ist, deutet darauf hin, dass es sich wohl nicht um eine währungspolitische Frage handelt. Vielmehr zeigt die Tatsache, dass die Hersteller kleinerer Autos wie VW, Fiat und Peugeot keine Gewinnwarnung herausgeben mussten, dass es sich eher um eine Frage der Unternehmensstrategie handelt.

Bei allen Unterschieden: Den Krisenkonzernen GM, Ford und Daimler ist gemein, dass sie sich wenig um den Benzinverbrauch geschert haben. Die großen US-Hersteller haben sich zu lange blind darauf verlassen, dass Amerikaner schon weiterhin die überdimensionierten Geländewagen kaufen, die ohne viel Entwicklungsaufwand hohe Gewinnspannen brachten. In Zeiten exorbitanter Benzinpreise aber trifft das nicht mehr zu.

Ford will nun fix umsteuern: Sechs kleine Modelle, die bislang nur für den europäischen Markt bestimmt waren, sollen künftig auch in den USA angeboten werden. Das Unternehmen werde in den USA "auf der Basis kleiner, energieeffizienter Autos neu geschaffen", sagte ein Sprecher.

GM reagierte zunächst mit einem klassischen Notprogramm: Stellen abbauen, Produktion zurückfahren, Dividende streichen und alles entbehrliche Betriebsvermögen verkaufen. Die dadurch freiwerdenden Mittel sollen dann aber auch in die Entwicklung kleiner, sparsamerer Modelle und vielleicht auch Elektroautos investiert werden.

Daimler dagegen scheinen passende Rezepte gegen die Krise zu fehlen. Das schwierige Umfeld sei nun mal nicht durch den Konzern zu beeinflussen, klagte Konzernchef Dieter Zetsche. Wenn der Aktienkurs sinkt, wird Daimler plötzlich gewissermaßen zum Schnäppchen. Schon warnen Analysten: Achtung, Übernahmegefahr! Ein Finanzinvestor könnte sich günstig in den Stuttgarter Traditionskonzern einkaufen. Aber warum sollte er das tun? Das Geschäft mit spritschluckenden Luxuskarossen dürfte nämlich schwierig bleiben. Marktbeobachter warnen, dass 2008 für die Branche schlimm sein wird, dass aber 2009 noch schlimmer wird. Die Rohstoffpreise - darunter Stahl - und damit die Herstellungskosten steigen, während das teure Benzin den potenziellen Autokäufern den Konsum langfristig verleiden dürfte.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.