Die Eishockey-Liga beginnt: Warten auf die Prügelei

Uneinsichtige Profis, unübersichtlicher Spielplan, abgeworbene Leistungsträger: Die Deutsche Eishockey-Liga DEL steht in der neuen Saison vor einer harten Bewährungsprobe.

Der Berliner Florian Busch, hier beim Spiel gegen die Kölner Haie, verweigerte den Doping-Test. Bild: dpa

Es ist gar nicht einfach, was ein paar deutsche Eishockey-Nationalspieler da vollbracht haben. Kontinuierlich machten sie während der Sommermonate Dopingschlagzeilen - dabei gab es gar keinen richtigen Dopingfall. Wie man das schafft? Durch beharrliche Bockigkeit: Erst schickte der Berliner Florian Busch im März einen Kontrolleur der Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada) fort, da ihm nicht der Sinn nach einem Dopingtest stand. Später dann verstießen die Nationalmannschafts-Kollegen Daniel Kreutzer, Robert Dietrich (beide Düsseldorf) und Aleksandar Polaczek (Nürnberg) wiederholt gegen die Nada-Meldeauflagen. Auf all diese Vergehen stehen jeweils drei Monate Sperre. Keiner der vier ist jedoch, wenn die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) heute in ihre neue Spielzeit startet, gesperrt. Dietrich wechselte in eine nordamerikanische Liga. Die anderen drei Puckjäger schickten Juristen ins Feld, die Fälle sollen bis Ende September vom Schiedsgericht des Deutschen Olympischen Sportbundes (Busch) bzw. vor dem Münchner Landgericht (Kreutzer, Polaczek) entschieden werden.

Da Eishockey in Deutschland überregional ansonsten in erster Linie dann beachtet wird, wenn mal wieder irgendwo eine zünftige Massenprügelei auf dem Eis ausbricht, könnte man nun sagen: "Bad news are good news" - Hauptsache, es wird überhaupt über Eishockey geredet. Doch davon will Gernot Tripcke, der Chef der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), vorm heutigen Saisonstart nichts wissen. "Diese ganze Geschichte ist unschön, zum größten Teil überflüssig und schadet definitiv der DEL", findet der Jurist. Um ihr Image im Anti-Doping-Kampf zu verbessern, hat die Liga gehandelt: Zusätzlich zu den etwa 100 Wettkampfkontrollen will sie vom 1. Januar 2009 an eigene Trainingskontrollen einführen. "Wir machen das alles freiwillig und bezahlen das selber, den Steuerzahler kostet das keinen Cent", verkündet Tripcke stolz. Bislang werden im Training nur die Nationalspieler von der Nada überprüft. Der Deutsche Eishockey-Bund (DEB), der im Fall Busch den Nada-Code zunächst nicht hatte anwenden wollen und sich dadurch den Ärger der Agentur zuzog, ist ebenfalls geläutert: Schon im Sommer hat der Verband einen eigenen Anti-Doping-Beauftragten installiert.

Und was ist sonst neu? Die Kassel Huskies sind zwei Jahre nach ihrem Abstieg wieder dabei, die Liga wurde damit wieder von 15 auf 16 Teams aufgestockt. Da aber selbst die DEL ein Programm von 60 Vorrundenspieltagen für übertrieben hält, tüftelte sie einen speziellen Spielplan aus: Die 16 Vereine wurden nach der Abschlusstabelle der Vorsaison in vier Gruppen aufgeteilt. Die Teams der Gruppen A und D spielen nur jeweils zweimal gegeneinander, das gleiche gilt für die Mannschaften der Gruppe B und C; alle anderen Paarungen gibt es wie bisher viermal. So kommen alle am Ende auf jeweils 52 Spiele pro Verein. Kritik an dem verwirrenden System konterten die DEL-Gesellschafter mit dem findigen Hinweis darauf, dass es in anderen Ländern auch kompliziert sei. Immerhin befindet sich die Liga in diesem Punkt auf internationalem Niveau.

Spieler von internationalem Format zieht es dagegen in einer immer globalisierteren Eishockeywelt kaum noch nach Deutschland, denn reiche Russen toben sich auch im Eishockey aus. In der kommenden Spielzeit geht die von Gazprom getragene Kontinentale Hockeyliga an den Start, die von 20 auf 24 Teams erweitert wurde und im Jahr darauf sogar bis auf 30 Mannschaften aufgestockt werden soll. Die neuen Teams sind, da sie nicht genügend einheimische Profis aufbieten können, auf der Suche nach ausländischen Cracks - und so locken sie vor allem Profis aus Nordamerika mit Millionengagen gen Osten; mit Gagen, die höher sind als die Jahresetats vieler DEL-Vereine, die im Schnitt bei etwa sechs Millionen Euro liegen. So wird auch ein Aufenthalt in Sibirien erträglich - und das Transfergeschäft für deutsche Vereine immer schwerer. Die besten Ausländer spielen (noch) in der NHL, alle anderen schauen zuerst nach Russland, dann in die ebenfalls reiche Schweiz, danach vielleicht nach Schweden oder Finnland - und ziemlich am Ende darf die DEL zugreifen.

Da trifft es sich irgendwie, dass die DEL ohnehin verstärkt auf einheimisches Personal setzt: Pro Mannschaft und Spiel dürfen nur noch zehn - und nicht mehr elf - Ausländer im Einsatz sein.

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