die wahrheit: Fremdenverkehr
Er stand am Ufer, am Ufer vom Maar.//Er kam aus Unna und stand einfach da.//Sie kam aus Rottweil und dachte sich: "Wow,//weit und breit seh ich bei ihm keine Frau.
Er stand am Ufer, am Ufer vom Maar.
Er kam aus Unna und stand einfach da.
Sie kam aus Rottweil und dachte sich: "Wow,
weit und breit seh ich bei ihm keine Frau.
Das hier ist Schicksal, ist Himmelsgeschick,
vielleicht ist er ledig, dann habe ich Glück!"
So seufzte die Rottweilerin vor sich hin.
Ihn anzusprechen hatte sie nicht im Sinn.
Wie würd das auch aussehen, morgens um zehn,
als würde es nur um das Eine gehn.
Doch, seien wir ehrlich, sie wollte nen Mann
für Dinge, die so nur ein Mann tun kann:
Das Auto schön putzen,
das Klo stark verschmutzen,
die Lampen anschließen,
die Bäume begießen.
Ihr Herz zart erweichen.
Die Zäune neu streichen
und Fenster und Türen.
Sie dann noch verführen
mit Küssen und Kosen.
Den Rasen entmoosen,
viel Geld nach Haus bringen,
den Braten verschlingen,
die Kinder bebrüten,
ihr tragen die Tüten
und füttern die Ente
bis zur sicheren Rente.
Das malte sich aus still die Rottweilerin
und schaute verliebter zum Mann am Maar hin.
Doch der schaute aufs Wasser, die ganze Zeit -
und immer noch keine Frau weit und breit.
"Er steht so allein da", seufzte sie wiederum,
"hoffentlich bringt sich der Kerl jetzt nicht um!"
Sie wollte ihn retten, doch dann sah sie genau:
Neben dem Maar-Mann stand zwar keine Frau,
doch ein anderer Mann, und der machte dann
mit dem Mann diese Dinge, die ja auch ein Mann
an nem Maar in der Eifel mit nem Mann tun kann.
Ilke S. Prick
Die Wahrheit auf taz.de
Leser*innenkommentare
stefan s
Gast
er zückt ein feuerzeug
der and're zwei bier
plopp -plopp
ein tiefer schluck
und sie angelten weiter.
eifel live.