Vor dem Spiel gegen England: Nationalspieler sind wieder brav

Joachim Löw hat den Nationalspielern einen Verhaltenskodex beigebracht. Niemand darf aufmucken. Die Öffentlichkeit soll wieder glauben: Die Stimmung im Team ist gut.

Gruppenbild mit Dame: Fussball-Nationalmannschaft zu Besuch bei Kanzlerin Merkel. Bild: ap

BERLIN taz Ein letztes Mal in diesem Kalenderjahr wird heute Abend (20.45 Uhr, ZDF) in Berlin ein Länderspiel der deutschen Fußballnationalmannschaft angepfiffen. Gegen England geht es. Arne Friedrich und Simon Rolfes sagen, dass es immer etwas Besonderes ist, gegen diesen Gegner zu spielen, dass die Briten stark sein werden, auch wenn viele der großen Stars ihrem Trainer Fabio Capello abgesagt haben. Wie vor jedem Länderspiel sagt Oliver Bierhoff, dass die Stimmung im Team gut ist. Natürlich wurde auch wieder Tischtennis gespielt. Europameister Timo Boll, der das Team besucht hat, muss Arne Friedrich dabei unheimlich beeindruckt haben.

Das Programm, das der DFB den Medien serviert, es hat sich nicht verändert seit der EM. Dabei war schon in den Junitagen klar, dass von guter Stimmung im Team nicht wirklich die Rede sein kann. Michael Ballack, der Kapitän, der nach den Operationen an seinen Füßen heute nicht mitspielen wird, hat sich mit Mitspielern und dem Manager regelrecht angelegt. Nach der EM motzten dann Torsten Frings - auch er gehört nicht zum Kader für das Englandspiel - und Ballack über Trainer Joachim Löw, weil sie als altgediente Internationale glaubten, mehr Rechte zu haben als andere Spieler. Sie waren längst zurückgerudert, als Joachim Löw gestern vor die Mannschaft getreten ist und klargemacht hat, wie er sich das Verhalten der Nationalspieler neben dem Platz vorstellt.

Oliver Bierhoff hat "einsichtige" Spieler gesehen. Arne Friedrich und Simon Rolfes fanden okay, was Löw gesagt hat. Der Kapitän von Bayer Leverkusen hat genau verstanden, was von ihm erwartet wird. Bloß nicht zu viel in der Öffentlichkeit preisgeben! Ob er sauer gewesen sei, wurde er gefragt, dass sich Michael Ballack so für Torsten Frings, seinen Konkurrenten im Kampf um die Position im defensiven Mittelfeld, starkgemacht habe. Rolfes: "Dazu sage ich nichts."

Auf jeden Fall war es "schon interessant" (Friedrich) bei der Bundeskanzlerin. Angela Merkel hatte die Mannschaft eingeladen. Und sonst? Die Neuen, Marcel Schäfer (Wolfsburg) sowie die Hoffenheimer Marvin Compper und Tobias Weis seien toll aufgenommen worden. Überhaupt sei es eine Freude, den jungen Spieler zuzusehen, zu beobachten, wie gerne sie auch lernen. Und ein wenig wurde klar, wie sich Bierhoff eine Nationalmannschaft vorstellt: wie eine folgsame Schulklasse voller Hochbegabter. Jermaine Jones, der Schalker, der morgen von Beginn an wird spielen dürfen, ist mit seinen 27 Jahren da schon ein alter Hase. Das ist nicht weiter schlimm, so lange er sich nicht verhält wie ein aufmüpfiger Sitzenbleiber. Bei der Kanzlerin ist er schon mal nicht unangenehm aufgefallen. Beinahe wäre gar keiner aufgefallen. Friedrich: "Zuerst hat sich fast keiner getraut, eine Frage zu stellen."

Auch die Prämien für die WM-Qualifikation wurden im Schnelldurchgang verhandelt. Jeder Spieler erhält pro Berufung für ein Qualifikationsspiel 20.000 Euro, falls sich das Team als Gruppen-Erster direkt qualifiziert. Es ist der Preis fürs Bravsein.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.