Kolumne Press-Schlag: Ein Mentalitätswechsel für die Werkself

Vor dem Spitzenspiel am Samstag gegen Bayern München hat sich Bayer Leverkusen versöhnt mit seinem bislang ungeliebten Image.

Es wird malocht in Leverkusen. Die Bilder, auf denen die Spieler von Bayer 04 im Internet und auf Plakaten rund um das Stadion zu sehen sind, suggerieren harte Arbeit. René Adler und Patrick Helmes mit riesigem Hammer und Helm, Simon Rolfes mit Schaufel, Renato Augusto mit Bohrmaschine - und alle dreckverschmiert in ärmellosen T-Shirts mit der Aufschrift "Werkself".

Die einst nur grimmig hingenommene Bezeichnung wird plötzlich freiwillig ins Image integriert, ein ganz neues Selbstbewusstsein scheint da mit dem Umbau des Stadions auch im Team Einzug zu halten. Die Bilderserie, die zunächst wie eine lustige Idee der von einer Großbaustelle inspirierten Marketingstrategen wirkte, ist zur perfekten Inszenierung des Höhenflugs von Bayer 04 geworden.

Die Saison ist 14 Spieltage alt und Bayer feierte neun Siege. Der Absturz zum Abschluss der vergangenen Saison scheint aufgearbeitet: Mit seinem neuen Trainer Bruno Labbadia steht Bayer 04 auf Platz zwei der Tabelle. Zwei Niederlagen in Folge hat es unter dem Bundesliga-Neuling noch nicht gegeben. So soll das bleiben, auch wenn nach der Pleite in Bielefeld vor einer Woche nun gleich Rekordmeister Bayern München zu Gast sein wird. Vor dem Spitzenspiel bekundet Labbadia dem Gegner auf seine freundliche, eloquente Art Respekt, mehr aber auch nicht.

"Wir werden unser Spiel nicht verändern, weil der FC Bayern kommt", sagt der 42-Jährige, "wir glauben an unsere Stärken." Eine davon war bislang schnelles Lernen. Auf die Punktverluste ließen die Leverkusen immer direkt einen Sieg folgen. Der Trend der Bayern gehe zwar klar nach oben, sagt Labbadia. Der souveräne Champions-League-Sieg über Bukarest am Dienstag hatte ihm imponiert. Aber einen Sonderstatus bekommt das Spitzenspiel in Leverkusen deshalb nicht. "Für mich ist jedes Bundesliga-Spiel etwas Besonderes, jeder Spieltag ein Feiertag", erklärt Labbadia.

Er kümmere sich um die eigene Mannschaft, nicht um deren Gegner, diese Zauberformel verkündet Labbadia seit Saisonbeginn. Mit Erfolg. Den allerdings neben klaren Worten noch ein paar andere Zutaten ausmachen. Labbadia hat dafür gesorgt, dass harte Arbeit nicht nur auf Bildern suggeriert wird, er hat auch das Trainingspensum der Spieler erhöht. Das löste zunächst nicht nur Begeisterung aus, doch der junge Trainer hat die junge Mannschaft mit seinem Eifer angesteckt. Zudem hat Labbadia die Jugend des Teams ausgenutzt, Verspieltheit und Laufbereitschaft herausgekitzelt und eine offensivere Spielweise als noch in der vergangenen Saison verordnet. Das ist schön anzusehen - und bislang auch effektiv.

Labbadia lässt sich von den Bayern nicht nervös machen, er war ja selbst mal einer. Als Spieler verbrachte er drei Jahre in München und hat dabei die berühmte Bayern-Chuzpe eingeatmet. "Wenn man ganz vorne landen will, muss man eine Mentalität in sich haben", sagt Labbadia, "nicht Überheblichkeit, sondern Überzeugung." Diese Überzeugung ist es, die er seinen Spielern neben technischen und taktischen Finessen einzugeben versucht. "Wir müssen die Spieler auch im Kopf trainieren."

Also setzt er darauf, dass seine Spieler auch diesmal schnell lernen. "Aus Niederlagen muss man gestärkt hervorgehen, dann lohnen sie sich", sagt Labbadia. Der Lohn, den er sich für Samstag wünscht: Das mögliche Überholmanöver der Bayern soll verhindert werden. Labbadia sagt: "Ich bin lieber der Gejagte und die anderen müssen hinterherhecheln."

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.