Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

"Scheißnigger" ist für die Regierung nicht unbedingt rassistisch und die Kindergelderhöhung ist kein Erfolg.

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?

Friedrich Küppersbusch: Na, das könnte ich Sie auch fragen.

Was wird besser in dieser?

SPIEGEL hat "Abraham" auf dem Titel...So deutlich muss mein seine Leser aber nicht verschlumpfen.

Nach dem Attentat auf den Passauer Polizei-Chef Alois Mannichl rufen alle wieder nach einem NPD-Verbot. Welches Rezept wäre denn wirksamer, um den Rechtsextremismus zu bekämpfen?

Die wichtige publizistische und agitatorische Ebene der NPD ist, wie die ganze Partei, steuerfinanziert. Auch wenn es die NPD ohnedem noch gäbe - ich ekle mich vor der Idee, was mit meinen Gehaltsabzügen passiert. Ok, das tue ich bezüglich anderer Parteien auch. Sie haben ihren Griff in die Steuerkasse so wasserdicht organisiert, dass sie keinen Weg finden, ihn den Nazis zu verwehren.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich fast eine Woche Zeit gelassen, ehe sie sich zu dem Attentat geäußert hat. Warum so spät?

Wenn jemand mit den Worten "Viele Grüße vom nationalen Widerstand, Du linkes Bullenschwein" niedergestochen wird, muss man erst mal gründlich überlegen, ob es am Ende etwas mit Politik zu tun haben könnte. 2006 grübelte die Bundesregierung, ob es gar einen rassistischen Hintergrund haben könnte, als ein Schwarzer in Potsdam unter "Scheißnigger"-Rufen zusammengeschlagen wurde. Die Union wird die Unterperformance ihres rechten Flügels und die jämmerliche Personalauswahl dort nicht ausbalancieren können, indem sie ein Vakuum zulässt, wo sie nur mit klarer Werthaltung punkten kann.

Der Bundesrat hat das BKA-Gesetz verabschiedet. Wieso auf einmal die Eile?

Da der Staat dann Telefone abhören, Mails und Downloads ausspähen, in Wohnungen horchen und filmen darf, hofft RTL2, dass vor allem Datenschützer sich freiwillig bei "Big Brother" melden, da es dort vergleichsweise geschützt zugeht. - Stasi-Methoden erkennen offenbar immer die am wenigsten, die sich am meisten im recht fühlen.

Am Dienstag treffen sich die Minister des Forums Gas exportierender Staaten. Wird es eine Gas-OPEC geben?

Wenn man Wind, Sonne und Erdwärme an- und abschalten und so sich zum Zuhälter der Naturschätze aufschwingen könnte, wären Öl und Gas schon bedeutungslos. Die sich erneuernden Energien haben den ungeheuren Nachteil, für eine Wirtschaftsform nach dem Kapitalismus besser zu taugen. Ihn bringt ausgerechnet Russland zu einer letzten großen Blüte; Moskau benutzt sein Monopol als Herrschaftsinstrument in der GUS.

Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar ist der Meinung, dass der Datenschutz-Gau schon da ist. Zu optimistisch?

Nein, da hat er das BKA-Gesetz seiner Regierung gut zusammengefasst.

Ab dem ersten Januar gibt es mehr Kindergeld. Wieso lässt sich die Bevölkerung das als Erfolg verkaufen, wo doch die Bezugsdauer gekürzt wurde?

Da es mit Hartz verrechnet wird, wirkt die Kohle da am wenigsten, wo sie am dringendsten gebraucht wird. Und für 10 - 16 Euro mehr Kindergeld vom ersten bis zum dritten Kind wird niemand seine Parteipräferenz bei der Wahl ändern. Nein, die Leute werden das nicht als Erfolg bewerten.

Noch ein Betrug in der Finanzkrise. Ex-Nasdaq-Chef Bernard Madoff soll Anleger mit einem Schneeballsystem um 50 Milliarden Dollar geprellt haben. Wie viele solcher Fälle werden noch ans Licht kommen?

Gute Frage! Noch eine: Warum muss ich grinsen, wenn ich so was höre?

Ex-Terrorist Christian Klar ist frei. Irgendwelche Ratschläge für den Weg?

Geben Sie sich und Ihren Opfern die Chance, dass wir "Christian wer?" sagen.

Ein zweites Konjunkturpaket der Bundesregierung wird wohl 40 Milliarden Euro umfassen. Ein Indiz dafür, dass alles noch schlimmer ist, als wir denken?

Nee, ein Zeichen, dass die erst mal das Weihnachtsgeschäft abwarten.

Altkanzler Helmut Schmidt wird 90. Darf es danach auch wieder ein bisschen weniger Öffentlichkeit sein?

Bestverkaufter "ZEIT"-Titel ever, hörte ich. Würde sich auch hübsch machen: "BILD, herausgegeben von Friede Springer und Simone Rethel".

Ohne Sie brüskieren zu wollen - was sagt Ihnen der Begriff "Queensberry"?

Doch, bitte, brüskieren Sie mich, es wäre doch schon peinlich, so was zu kennen.

Und wie geht es Borussia Dortmund?

Startete in der Dreifaltigkeitskirche nahe dem Borsigplatz in das "09er-Jubiläumsjahr". Sehr zurecht, denn damals warf der Pfaffe fußballbegeisterte Jungs aus dem kirchlichen Turnverein und trug so wesentlich zur Vereinsgründung bei. Man nannte sich nach dem Bier, das im Vereinslokal im Ausschank war: "Borussia", und man trug die rote Schärpe der Arbeiterbewegung.

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