Kommentar Machtwechsel in Somalia: Ein Rückzug ohne Glanz

Der zurück getretene Präsident ist verantwortlich dafür, dass Somalia in der vielleicht schlimmsten Krise steckt. Doch noch immer gibt es nur wenig Hoffnung auf Frieden.

Mit staatsmännischen Tönen wollte Somalias Präsident Abdullah Yusuf zumindest bei seinem Abtritt noch einmal glänzen. Bisher hatte er dazu wenig Gelegenheit: Der vor vier Jahren in Kenia unter fragwürdigen Umständen gewählte Hardliner - Kenia, Äthiopien und Jemen machten die Mehrheit für Yusuf mit Geldgeschenken erst möglich - ist dafür verantwortlich, dass das seit 18 Jahren von Kämpfen heimgesuchte Land in der vielleicht schlimmsten Krise seiner Geschichte steckt.

Sein Einmarsch an der Seite äthiopischer Truppen vor zwei Jahren radikalisierte die islamische Bewegung, die seitdem einen Untergrundkrieg führt. Weder die Islamisten noch Yusufs Truppen störte es, dass mehr als 10.000 Zivilisten starben, weil sie zwischen die Fronten gerieten und selbst die letzten Reste eines menschenwürdigen Umfelds zerbombt wurden. Was Yusuf interessierte, war bedingungslose Kontrolle - auch deshalb wollte er seinen zweiten Premierminister, den als Hoffnungsträger gefeierten Hussein Nur Adde, loswerden. Dass stattdessen jetzt Yussuf selbst gehen muss, ist ein Zeichen, dass in Somalia immer mehr politische Kräfte bereit sind, auf die Islamisten zuzugehen.

Es bedeutet zudem, dass Yusufs bisherige Verbündete - allen voran Äthiopien und die USA - von ihrer bisherigen Militärdoktrin in Somalia zumindest offiziell Abstand nehmen. Als sich Yusuf und die US-Außenstaatssekretärin Jendayi Frazer vor einer Woche am Flughafen von Nairobi zu Vier-Augen-Gesprächen trafen, dürfte Frazer ihm das unmissverständlich klargemacht haben.

Doch ob das Grund zur Hoffnung auf Frieden ist, ist fraglich. Grund für die neuen Töne aus Addis Abeba und Washington ist vor allem die wachsende Kritik zu Hause. Eine Strategie, die unter Yusuf verschärfte Lage zu verändern, gibt es ebenso wenig wie die Bereitschaft, eine UN-Truppe zu bestücken. Dass im "Kampf gegen den Terror" verdeckte Einheiten in Somalia bleiben werden, gilt ohnehin als ausgemacht. So müssen die Somalis weiter unter dem Erbe eines Präsidenten leiden, den seine Unterstützer zu lange im Amt gelassen haben. Für Glanz bleibt da kein Platz.

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